Es ist der Traum von vielen jungen Mädchen später einmal Tierärztin zu werden. Doch das Leben einer Tierärztin hat nicht immer gleich mit kuscheln und lieben Tieren zu tun. Während wir Menschen über unsere Gefühle und Schmerzen reden können, haben es Tiere meist schwer uns zu zeigen, wie es ihnen wirklich geht. Täglich und zu jeder Tages- und Nachtzeit sind Tierärzte in ganz Deutschland im Einsatz um Tieren zu helfen. Sei es bei Impfungen, Knochenbrüchen, Magendrehungen oder bei Katzen, die lange Zeit in einem Fenster eingeklemmt waren. Alle Tiere brauchen einen Tierarzt. Knapp 12.000 Tierärzte gibt es in Deutschland. Unter Ihnen ist auch Regina Speiser aus Oberstdorf.
Wunsch seit Kindheit an
Die junge Tierärztin hat mit ihren gerade mal 28 Jahren bereits ihre eigene Praxis in Oberstdorf eröffnet. Auch bei der gebürtigen Oberstdorferin war der Wunsch später einmal Tierärztin zu werden schon früh da. "Ich bin auf einem kleinen Bauernhof in der Nähe von Oberstdorf mit Kühen, Ziegen, Schafen, Hühnern, Kaninchen und natürlich Hunden und Katzen aufgewachsen. Wir Kinder durften immer bei der Versorgung der Tiere und der Stallarbeit helfen. Als wir älter wurden, hatten wir eigene Haustiere um die wir uns kümmern konnten. So hat sich bei mir schon als Kind der Wunsch entwickelt, Tierärztin zu werden," so die 28-Jährige. Nach ihrem Abitur absolvierte die Tierärztin ein Studium der Veterinärmedizin in München. Die ersten Jahre bestehen dabei ausschließlich aus der Theorie. Anschließend erlernen die Studenten praktische Fähigkeiten. So müssen sie beispielsweise ein Praktikum in der Landwirtschaft, in mehreren Praxen und Tierkliniken aber auch auf einem Schlachthof absolvieren.
Nach ihrem Studium zog es die junge Allgäuerin dann wieder zurück in ihre alte Heimat. Dort hat sie dann ihren Kindheitstraum zum Beruf gemacht. "Ich finde es faszinierend zu verstehen wie ein Lebewesen aufgebaut ist und wie der Organismus funktioniert. Ursachenforschung zu betreiben und Problemen auf den Grund zu gehen macht Spaß. Mein Beruf ist sehr vielseitig und abwechslungsreich. Ich mag sowohl die Arbeit mit den Tieren als auch mit den Menschen", so Tierärztin Regina Speiser.Die Realität ist aber anders
Doch mit dem Traumberuf wie man es sich als junges Mädchen vorstellt, hat es nicht immer zu tun. Neben Hunden und Katzen versorgt Speiser auch Kleintiere wie Kaninchen und kleine Nagetiere. Aber auch große Tiere wie Rinder, Schafe und Ziegen werden von der 28-Jährigen versorgt. Doch nicht immer ist es so wie es sich viele Mädchen vielleicht vorstellen. "Viele Tiere müssen von uns behandelt werden, weil sie krank sind oder Schmerzen haben. Da passen wir dann eher auf nicht vom Hund oder der Katze gebissen zu werden oder vom Rind einen Tritt abzubekommen. Trotzdem haben wir auch die Möglichkeit Tiere zu streicheln und ab und an zu kuscheln," so Speiser.
Es geht auch mal in die Berge
Die Tiere werden nicht nur in einer Praxis behandelt, sondern auch direkt vor Ort. Im Sommer und auch im Winter ist sie im Stall bei den Bauern oder bei den Hirten auf den Bergen unterwegs. "Ich verstehe mich als 'Haustierärztin', das heißt als erste Anlaufstelle für die alltäglichen Krankheiten und Probleme der Tiere und ihrer Besitzer. Ich fahre aber auch im Winter zu den Landwirten auf die Höfe und im Sommer zu den Hirten auf die Alpen. Hier gehören künstliche Besamungen oder Klauenbehandlungen zur Routine. Zur Behandlung von abgestürzten oder akut kranken Tieren bin ich oft auch mal zu Fuß unterwegs," so die 28-Jährige.
Auch positive Dinge berühren
Doch nicht nur traurige Schicksale berühren die junge Tierärztin. Meist sind es auch positive Dinge die Sie in ihrem Alltag erlebt. "Mich berühren auch oft alte Tiere. Diese strahlen meist Ruhe und Erfahrung aus, ähnlich wie bei älteren Menschen. Ich finde es zum Beispiel wunderbar, heutzutage eine ältere Kuh mit zwölf oder mehr Jahren behandeln zu dürfen, das ist selten geworden. Auch toll ist es den 15-jährigen Hund zu sehen, der trotz seines Alters noch viel Lebensfreude und -energie ausstrahlt", so Speiser.

Tierquälerei in Österreich
Kalb in Imst und Katze in Reuthe mit Schusswaffe verletzt
"Professionelle Distanz"
Doch auch wenn die Tierärztin alles versucht um kleinen und auch großen Tieren zu helfen, sind auch der 28-jährigen oft die Hände gebunden. Wenn einem Tier aufgrund des Alters oder der Schwere der Krankheit nicht mehr geholfen werden kann, bleibt nur noch die "Erlösung" durch eine Spritze. Doch auch die Einschläferung eines Tieres geht an der jungen Tierärztin nicht immer spurlos vorbei. Trotzdem versucht sie den Abschied von einem geliebten Tier so schön wie möglich zu machen. Wichtig ist laut Speiser dabei aber eine "professionelle Distanz" zu wahren, damit man die Schicksale nicht mit nach Hause nimmt.