Von Ingrid Grohe |LindenbergDie Kleinkunst in Lindenberg hat ihre besten Zeiten längst hinter sich. Damals, Anfang der 1980er Jahre, brachte der Boogie-Woogie-Pianist Axel Zwingenberger das Publikum im Café Herberger zum Toben, wo der Verein "KiK" ("Kunst im Kleinen") die ersten Konzerte veranstaltete.
Inzwischen wundern sich die Vorstandsmitglieder des KiK selbst, dass es den Verein noch gibt. Vorsitzender Dieter Peinecke versucht seit Jahren vergeblich, sein Amt abzugeben. Also hat er sich vorige Woche für ein weiteres Jahr wählen lassen. Aus dem einen Grund: "Es wäre schade, wenn alles aufhört."
Peinecke hat die Anfangsjahre des KiK von außen beobachtet. Er war 22, als in Lindenberg eine kleine Gruppe musikbegeisterter Mittdreißiger den Verein KiK ins Leben riefen, um den bisher sporadisch angesetzten Konzerten einen Rahmen zu geben. Unter den Gründungsmitgliedern war auch der Künstler und Liedermacher Werner Specht.
Specht und seine Freunde machten leidenschaftlich gern Musik. Mehr als einmal füllten sie die alte Stadthalle in Lindenberg, Irish Folk stand hoch im Kurs. Als sie sich mit dem Vereinsnamen KiK auch eine rechtliche Form gegeben hatten, luden sie Bands von außen ein.
Zum Vereinslokal wurde bald die kleine Kneipe "Chez Daniel" ernannt. Auf einer vier Quadratmeter großen Bühne spielten bis zu neun Musiker, den Zuhörern standen im engen Gastraum Schweißperlen auf der Stirn. "Die Stimmung war phantastisch", erinnert sich Peinecke. Werner Specht erzählt von den Sessions im "Daniel". "Bis vier Uhr in der Früh wurde hier jedes Wochenende Musik gemacht."

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Für das Ziel, ein größeres Lokal zu bespielen, leistete der Verein einiges. Mit gewaltigem Arbeitseinsatz der Mitglieder und durch die Unterstützung von Stadt und Meckatzer Löwenbräu wurde 1996 in der Löwenstraße ein ehemaliger Getränkemarkt zur Kleinkunstkneipe umgebaut.
Übersättigung des Marktes
Sie bot wohl mehr Raum und mit der Bühne bessere Auftrittsmöglichkeiten - allein die heimelige Atmosphäre des "Daniel" ließ sich nicht verpflanzen. Und so sind die Besucherzahlen bei den bis zu 20 Veranstaltungen jährlich nicht in erwartetem Maße gestiegen. Der Wechsel des Wirts zwei Jahre später tat ein Übriges, dass vom ehemaligen KiK nicht mehr viel übrig blieb.
Die Kleinkunst in Lindenberg ist freilich noch nicht verloren. Mit einer Handvoll wackerer Idealisten organisiert der Verein Jahr für Jahr einige Kabarett- und Konzertabende im KiK-Lokal, das inzwischen "KuraKura" heißt. Dieter Peinecke beschreibt die Marschrichtung so: "Wir setzen nicht auf Quantität, sondern auf Qualität." Das heißt, das Programm wurde dünner, aber hochkarätiger: Anne Haigis, Franz Benton und Kabarettist Hans Herman Thielke haben in den letzten Jahren den Weg zum KiK gefunden.
Während vor drei Jahrzehnten jeder KiK-Abend ausverkauft war, spielen Bands heute auch mal im halbvollen Lokal. "Es gibt einfach eine Übersättigung mit kulturellen Veranstaltungen", stellt Vorsitzender Peinecke fest. Dem will er etwas entgegensetzen, indem er Konzerte, Kabarett und Theater abseits des Mainstreams anbietet.
Als "die Sensation schlechthin" kündigt er den Höhepunkt 2009 an: Wishbone Ash, die Kultband der 1970er Jahre.