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Es läuft die letzte "Einschleusung"

Bundeswehr

Es läuft die letzte "Einschleusung"

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    Es läuft die letzte "Einschleusung"
    Es läuft die letzte "Einschleusung" Foto: ralf lienert

    Am Dienstag Gesundheits-Check, Mittwoch Ausgabe der Ausrüstung, Organisatorisches am Drei-Königs-Tag. Mit dem schönen Wort "Einschleusung" wird im Bundeswehr-Deutsch beschrieben, was derzeit 130 Rekruten in der Artillerie-Kaserne erleben. Die Männer unter ihnen gehören vorerst zur letzten Riege derer, die als Wehrpflichtige eingezogen wurden. Als "ungewohnt, aber interessant", beschreiben vier Soldaten ihre erste Zeit in den fremden Zimmern, die jetzt Stuben heißen.

    Freiwillige vor für den Pressetermin - zwischen 17 und 22 Jahre alt sind die Kameraden, die über ihre Erfahrungen plaudern. Aus den verschiedensten Ecken kommen sie: Manuel Bieg stammt aus Singen, Marcus Geitz aus Scheinfeld bei Neustadt an der Aisch. Marcel Purr ist im Kleinwalsertal zu Hause und in Weiler-Simmerberg wohnt Felix Beckstein. In dieser Gruppe war für alle klar, dass sie zum Bund gehen. Keinerlei Klage fällt darüber, dass ihre jüngeren Kumpel nicht mehr einberufen werden.

    Im Sanitätsregiment dazulernen will beispielsweise Marcus, der eine Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege absolviert hat. Auf "Disziplin und Kameradschaft" freuen sich die anderen. "Struktur im Leben" ist für Marcel wichtig. Der begeisterte Ski- und Snowboardfahrer ist froh, dass er bei der Gebirgstruppe gelandet ist.

    Alle vier können sich vorstellen, ihren sechsmonatigen Grundwehrdienst zu verlängern.

    "Viel Neues" erfuhr das Quartett bereits zu Beginn. Dienstgrade auswendig lernen gehörte genauso dazu wie das militärische Wecken um 5.20 Uhr. 5.45 Uhr Frühstück - "mit schöner Auswahl". Andere Mahlzeiten seien nicht ganz so gut, wie sie die Mamas kochen. Überhaupt Familie: Die Neuen wissen schon jetzt, dass sie die Verwandten vermissen werden. Und die Freundinnen und Freunde natürlich.

    Auf das gewohnte Umfeld müssen die Rekruten erst einmal verzichten. Sie bleiben kaserniert bis einschließlich Freitag nächster Woche. "Am Anfang ist einfach wahnsinnig viel zu erledigen", erklärt Zugführerin Susanne Jokiel. Zwei Monate dauert die Grundausbildung für die Sanitätssoldaten, die das Kemptener Regiment für den gesamten süddeutschen Raum durchführt.

    Danach werden die Männer und Frauen in ihre jeweiligen Einheiten versetzt.

    Auf die Arbeit mit den "Frischlingen" freut sich auch Hauptmann Wolf-Christian Vetter: "Wer heute zu uns kommt, ist meist hochmotiviert", weiß der Kompaniechef. Will jemand partout nichts wissen von der Truppe, finde er ohnehin eine Möglichkeit, den Dienst bei der Armee zu vermeiden. Noch völlig offen ist, wie es mit dem Bundeswehrstandort Kempten weiter geht. "Es kursieren jede Menge Gerüchte, aber wir wissen nichts Konkretes", sagt Vetter. Insofern könnte es sogar sein, dass Felix, Manuel, Marcus und Marcel zu den letzten gehören, die in der Ari ihre Ausbildung machen.

    Zapfenstreich auch bei den Zivis

    Freiwillig ist künftig auch das Zauberwort bei Hilfsorganisationen und sozialen Einrichtungen. Zum Zivildienst wird niemand mehr eingezogen, deswegen wird allerorten umstrukturiert. "Wir setzen mehr auf junge Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren wollen", berichtet Hannelore Scholl, Vorstandsassistentin bei den Johannitern. Wer dort der letzte Zivi sein will, kann sich übrigens noch bewerben. Der ursprünglich ausgewählte Kandidat ist abgesprungen.

    Das Gebirgssanitätsregiment 42 Allgäu bildet nun die letzten Rekruten aus, für die noch die allgemeine Wehrpflicht galt. Unser Bild zeigt beim militärisch korrekten Bettenbau von links Marcel Purr, Zugführerin Leutnant Susanne Jokiel, Marcus Geitz, Felix Beckstein und Manuel Bieg. Foto: Ralf Lienert

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