Buchloe (jus). Es passiert immer wieder, dass Mädchen viel zu früh schwanger werden. Mitten im Schulabschluss oder in der Lehre von der eigenen Schwangerschaft zu erfahren, kommt für viele einer Katastrophe gleich. Die Mädchen sehen oft nur eine Lösung: Abtreibung. 'Die Zahl der Abtreibungen bei Minderjährigen ist in Deutschland nach wie vor hoch', bestätigt der Buchloer Gynäkologe Dr. Rainer Beck und fügt hinzu: 'Jede ungewollte Schwangerschaft ist eine zu viel.' Um den Mädchen rechtzeitig zur Seite zu stehen, gibt es seit etwa einem halben Jahr auch in Buchloe so genannte Mädchensprechstunden. Das Problem laut Beck: Die Teenager glauben oft, alles zu wissen. Sie informieren sich im Internet, in den Medien oder zum Teil auch in der Schule über Themen wie Sexualität und Verhütung, 'dennoch gibt es nach wie vor viele Wissenslücken und Vorurteile', sagt der 38-Jährige. So hätten beispielsweise immer noch zahlreiche Mädchen Angst vor der ersten Untersuchung beim Frauenarzt: 'Da kursieren leider viele Gerüchte. Freundinnen erzählen zum Beispiel, wie schmerzhaft sie diese Untersuchung empfunden hätten.' Zitat Wir müssen Barrieren abbauen und den Mädchen die Angst nehmen, um so Vertrauen zu ihnen aufzubauen.} Dr. Gerd Amon, Frauenarzt aus Buchloe, über die Aktion 'Mädchensprechstunde'Ähnliche Erfahrungen hat sein Berufskollege, der Buchloer Frauenarzt Dr. Gerd Amon, gemacht: 'Es herrscht oft eine gewisse Unsicherheit bei den Mädchen', zudem sei häufig nur Detailwissen vorhanden. In seiner Funktion als Frauenarzt sehe er sich vor allem als Helfer: 'Unser Ziel muss es sein, Vertrauen zu den Mädchen aufzubauen, statt moralische Reden zu halten.'Auch Beck ist der Meinung, dass Jugendliche heute eine andere Art von Aufklärung brauchen. 'Wir müssen ihnen intensivere Beratung und Hilfen aufzeigen.' Ebenso wie Amon, bietet er so genannte Mädchensprechstunden in seiner Praxis an. Bei einem persönlichen Infogespräch können sich die jungen Frauen über Themen wie körperliche Entwicklung, Liebe, Sexualität und Verhütung informieren. 'Sie können auch in kleinen Gruppen oder zusammen mit ihrem Freund die Sprechstunde besuchen', betont Amon, der ihnen dann zum Beispiel das Untersuchungszimmer zeigt oder über die 'Pille danach' informiert.
Broschüren in der Schule Broschüren über die 'Mädchensprechstunde', die beide Frauenärzte seit gut einem halben Jahr anbieten, werden seit dem Schuljahr 2005/06 unter anderem an der Realschule in Buchloe verteilt. 'Wir unterstützen diese Aktion, da wir sie sehr gut finden', sagt Rektorin Magdalena Schmid. Die Sprechstunde stelle eine zusätzliche Informationsquelle zum Aufklärungsunterricht des Lehrplanes dar und richte sich an alle Schülerinnen ab der siebten Klasse. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass man aktiv auf die Jugendlichen zugeht: 'Es gibt so viel Aufklärungsmaterial und so viele Informationen, da muss man sich schon gezielt an die Jugendlichen wenden', meint die Buchloer Ortsvorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes, Cornelia Herzog. Auch sie begrüßt die Aktion 'Mädchensprechstunde': 'Ich denke, dass die Jugend heute viel offener über Themen wie Sexualität und Verhütung spricht und sich damit auch ernsthaft auseinander setzt.'Der örtliche Kinderschutzbund sieht sich ebenfalls als eine erste Anlaufstelle für Ratsuchende und schwangere Mädchen. 'Unsere Geschäftsstelle hat täglich geöffnet', betont Herzog. 'Wir begleiten die jungen Frauen auch über einen längeren Zeitraum hinweg.' Bei schwierigeren Fällen werde zudem an professionelle Beratungsstellen wie beispielsweise 'Pro Familia', 'Donum Vitae' oder den Sozialdienst katholischer Frauen weitervermittelt.'Wir müssen den Jugendlichen als Erwachsene das Gefühl geben, dass sie mit ihrem Problem nicht allein sind', sind sich Herzog und die beiden Frauenärzte einig. i Weitere Informationen und Adressen von Frauenarztpraxen, die spezielle Sprechstunden-Angebote für Mädchen haben, gibt es im Internet unter folgender Adresse:www. maedchensprechstunde. de