Bei mir gibt es kein mit Antibiotika vollgestopftes Huhn, sagt David Coelius aus Kempten und lächelt aus seinem Imbiss-Wagen heraus. Das Besondere an DaVeggie ist, dass es zwar ein Imbiss ist. Ich verkaufe hier aber frisches, selbst gemachtes und gesundes Essen, das dem Körper guttut. Der unauffällige, beigefarbene Wagen steht jeden Tag der Woche woanders. Es gibt dort ausschließlich vegetarisches und veganes Essen. Bisher einzigartig im Allgäu.
DaVeggie gibt es seit Mitte Oktober 2015. Anfangs lief das Geschäft schleppend. Mittlerweile verbreitet sich durch Mundpropaganda immer mehr der Geheimtipp vom neuen Imbiss aus Kempten, der jede Woche auf seiner Facebook-Seite bekannt gibt, wo er wann zu finden ist.
David steht mit seinem Wagen regelmäßig montags und donnerstags vor der Kemptener BayWa in der Ursulasrieder Straße, dienstags in Dietmannsried in der Fuggerstraße und freitags auf dem Wochenmarkt in Marktoberdorf. Am Samstag hat er zurzeit einen zweiten Standort in Kempten. Da findet man ihn vor dem Norma in der Ulmer Straße.
Einer von Davids ersten Stammkunden war Christian Schapals. Der 35-Jährige ernährt sich seit drei Jahren vegan. Abwechslungsreiches Essen in den Arbeitsalltag zu integrieren, war für ihn bis vor Kurzem nicht so leicht. "Gerade für die schnelle Mittagspause gab es bisher so gut wie kein veganes Angebot in Kempten. Jetzt gehe ich mindestens einmal pro Woche zu David und freue mich immer wieder auf seine leckeren Burger, Falafel-Döner und Pommes."
Falafel und Champignon-Burger kommen auch bei Fleischessern gut an
David ist seit fünf Jahren Vegetarier. "Ich habe einfach keinen Sinn mehr darin gesehen, Tiere zu essen", sagt er. "Davor habe ich allen möglichen Müll gegessen und mich viel von Fast Food und Tiefkühl-Kost ernährt." Vor gut einem Jahr dann hat er sich für die rein vegane Ernährung entschieden. "Eier, Milch und Käse stammen ja auch aus Massentierhaltung. Ethisch war das für mich dann auch nicht mehr vertretbar."
Eine Ausbildung zum Koch hat der 29-Jährige nicht gemacht. Erst vor ein paar Monaten kam er als Quereinsteiger in die Gastronomie. Als er sich immer mehr mit veganer Ernährung und verschiedenen Rezepten beschäftigte, entdeckte er den Spaß am Kochen. "Ich habe dann immer wieder vegane Gerichte für Freunde und Bekannte gekocht und gute Rückmeldungen bekommen." Der gelernte Industriekaufmann merkte außerdem immer mehr, dass er sich beruflich in eine andere Richtung entwickeln wollte. "Ich konnte mir einfach nicht mehr vorstellen, diesen Job mein Leben lang zu machen. Da hab ich mir das mit dem Imbiss-Wagen überlegt", erzählt er.
Das war anfangs natürlich erstmal schwer. "Man glaubt gar nicht, wie viel Bürokratie da dahinter steckt." Er musste Genehmigungen einholen, Sicherheitskriterien erfüllen und seinen Wagen abnehmen lassen. Außerdem stellte er auch fest, dass es mit nur einem Standplatz nicht so gut lief. "Niemand möchte die ganze Woche das gleiche essen", sagt er. Deshalb meldete er schon nach kurzer Zeit ein Reisegewerbe an.
Dass es dieses Angebot jetzt gibt, begeistert auch Fleischesser, wie man der bunt gemischten Schlange vor dem Imbiss-Wagen anmerkt. Vegetarier und Veganer freuen sich aber besonders darüber. "Das Essen dort schmeckt einfach lecker und ist im Gegensatz zu 'normalem' Fastfood um einiges gesünder. Man fühlt sich danach nicht so vollgegessen und hat auch kein schlechtes Gewissen seiner Waage gegenüber, weil man an einer Imbissbude war", sagt Christian Schapals. Natürlich gibt es an Davids Imbiss auch Pommes - die aber wahlweise mit normaler (also vegetarischer) oder mit veganer Mayo.
Außerdem macht David nicht nur seine Burger-Pattys und Falafel selbst, sondern es gibt auch selbst gemachte Soßen und Aufstriche. Seit Kurzem gibt es auch jede Woche ein zusätzliches Mittagsgericht, wie zum Beispiel "Chili sin Carne" - mit Soja-Granulat statt Hackfleisch - oder Kichererbsen-Quinoa-Curry mit Blattspinat. Bei Menü-Preisen zwischen 4,90 Euro und 6,50 Euro ist der Veggie-Imbiss nicht teurer als etwa Döner-Bude oder Subway.
Auch in den Bergen kann man mittlerweile vegetarisch genießen. Silvia Beyer betreibt bei Pfronten dieerste Veggie-Hütte der Allgäuer Alpen.
Keine Kässpatzen mehr - dafür eine neue Vielfalt
Wie schwer fiel David eigentlich die Entscheidung, auf Eier und Milchprodukte zu verzichten? "Eier haben mir nie gefehlt und Joghurt eigentlich auch nicht, es gibt ja auch veganen Joghurt und ich mag gerne Reismilch. Aber Kässpatzen haben mir wahnsinnig gefehlt." Zum ersten Mal schaut der 29-Jährige ein bisschen wehmütig drein. Dann zwinkert er und sagt: "Jetzt bin ich total drüber hinweg.Wenn man auf etwas aus Überzeugung verzichtet, dann fällt es einem viel leichter, als wenn man das zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen tun muss."
Wer sich also bis jetzt vorgestellt hat, Veganer würden sich nur von Tofu und Fleisch-Ersatzprodukten aus Soja ernähren, der muss sich nach einem Besuch beim DaVeggie einen gewaltigen Irrtum eingestehen. Wer einmal Davids Falafel-Döner probiert hat oder den vegetarischen Burger, mit einem Patty aus Champignons und Zwiebeln, dem wird ziemlich sicher nichts fehlen. Die vegane Tzatziki-Soße auf dem Döner steht einer Joghurt-Soße in nichts nach und dass man einen derart leckeren Burger-Aufstrich aus Sonnenblumenkernen und Cashew-Nüssen herstellen kann, wissen sicher auch die wenigsten.
Man sollte sich einfach bewusst machen, welche Vielfalt an leckeren Lebensmitteln es gibt, die ganz ohne tierische Produkte aber genauso auch ganz ohne Ersatzprodukte (Stichwort "vegetarisches Cordon Bleu" - Was bitte soll das?) auskommen. Aus natürlichen Lebensmitteln wie Kichererbsen, Couscous, Kartoffeln, Gemüse, Nudeln, Obst, Kräutern, Nüssen und zahllosen anderen Zutaten lässt sich eine Menge machen.
David freut sich jedenfalls, wenn auch Fleischesser sein Essen einfach mal probieren und dann feststellen: Wow, das schmeckt ja echt gut und sorgt für Abwechslung auf dem Teller.