Jungholz: Es begann mit einem "Skiaufzug"

19. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Jubiläum - Jungholzer Skilift ging vor 60 Jahren in Betrieb - Erste großflächige Beschneiung

l mun l Oft haben in den 90er Jahren die Allgäuer Liftbetreiber fast schon etwas neidisch über die Landesgrenze in die Tiroler Exklave bei Wertach geschaut. Vor allem dann, wenn dort die Lifte liefen, in anderen Teilen des Allgäus aber Schneemangel keinen Pistenbetrieb zuließ. In war eine großflächige Beschneiungsanlage bereits 1993 in Betrieb gegangen - damals die erste in einer solchen Größe in der Region. Heuer feiern die er Skilifte ihr 60-jähriges Bestehen. Am 12. Dezember 1948 war auf den Wiesen unterhalb des Sorgschrofens der sogenannte "Skiaufzug nach Schweizer Modell" entstanden. Heute bestimmen auch in moderne Sesselbahnen das Bild.

In jener Gründerzeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nur in Oberjoch und an der Alpspitze bei Nesselwang Aufstiegshilfen für Skifahrer. Ansonsten lautete die Devise: Wer abfahren will, muss zuvor mit den Skiern den Berg hinauf laufen. Der in Jungholz 1948 in Betrieb gegangene Lift galt damals als längster im Allgäu. Die Planungen reichten bis in die 30er Jahre zurück. Maßgebliche Persönlichkeiten aus der armen Bergbauerngemeinde hatten sich vorgenommen, den Tourismus im Dorf anzukurbeln. Mit dabei war Hans Hatt sen., der sich heute noch im Alter von 96 Jahren bester Gesundheit erfreut.

Vorbild St. Anton

Sein Sohn, Hans Hatt jun., lenkt seit 30 Jahren als Geschäftsführer die Geschicke des Liftbetriebs und hat sich federführend schon in den 80er Jahren mit den Planungen für eine großflächige Beschneiung der Pisten beschäftigt. "Eines unserer Vorbilder war damals St. Anton", schildert Hatt. Dort konnte man Frau Holle bei Schneemangel bereits maschinell auf die Sprünge verhelfen. In Oberstdorf gab es zu jener Zeit erste zaghafte Versuche mit künstlicher Beschneiung am Fellhorn. Viel Überzeugungsarbeit habe er leisten müssen, erinnert sich Hatt - bei den Jungholzern, vor allem aber auch bei den Genehmigungsbehörden. Diskutiert wurde damals vor allem über den Standort des Wasser-Speicherteichs.

Dass damals mit dem Bau der Anlage und der Inbetriebnahme im Winter 1993 der richtige Weg beschritten worden ist, davon sind Hatt und die 20 Gesellschafter des Unternehmens heute mehr denn je überzeugt.

"Wir haben damals bewiesen, dass auch für kleinere Skigebiete eine Beschneiung sinnvoll sein kann", so Hatt. Gerne nimmt er sich die Betriebstagebücher zur Hand und lässt die vergangenen Winter Revue passieren. Zum Beispiel die extrem schneearme Saison 2006/2007: Da sei man wegen der Beschneiung in Jungholz immer noch auf 67 Betriebstage gekommen, betont der Geschäftsführer: "Ohne hätten wir es gerade einmal auf zehn Tage gebracht. Für drei Millionen Euro soll kommendes Jahr die Beschneiung modernisiert und leistungsfähiger gemacht werden. "Das sind die Planungsunterlagen", deutet Hatt auf einen ganzen Berg von Aktenordnern.

Vorgesehen ist auch der Bau eines weiteren Speicherteichs mit einem Volumen von rund 50000 Kubikmetern Wasser. Anders als früher wird das Genehmigungsverfahren diesmal wohl nicht mehr jahrelang dauern.