Karl-Heinz Berger Seelsorger für Russlanddeutsche Kaufbeuren (blp). Acht Erwachsene und neun Kinder aus russlanddeutschen Aussiedlerfamilien werden am Sonntag um 9.30 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche getauft. Noch nie zuvor wurden so viele Erwachsene im evangelischen Gottesdienst getauft. Nachmittags wird dann im Rahmen eines Aussiedlerfests rund um die Kirche Karl-Heinz Berger von Dekan Gerhard Maser (Kempten) in sein Amt als Aussiedlerseelsorger eingeführt, Beginn ist um 14.30 Uhr.
Berger, der vor zwei Jahren als Vertreter für den erkrankten damaligen Pfarrer Martin Michael nach Kaufbeuren gekommen war, ist bereits seit Mai für die Aussiedler in den beiden evangelischen Gemeinden Kaufbeuren und Neugablonz zuständig. Rund 2000 evangelische Christen aus der früheren Sowjetunion leben in Kaufbeuren; im Rahmen der neu geschaffenen Projektstelle kümmert sich Berger um sie. Zur Seite steht ihm dabei ein Beirat, der die Funktion eines Kirchenvorstands hat und sich aus erfahrenen Pädagogen sowie ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen in der Aussiedlerarbeit zusammen setzt.
'Meine wichtigste Aufgabe sind Hausbesuche', sagt Berger. Ziel der Tätigkeit sei, die evangelischen Aussiedler zur Teilnahme am Leben von kirchlicher, aber auch politischer Gemeinde zu bewegen. Was die Kirche anbetrifft, gebe gerade die Taufe den Russlanddeutschen viel Selbstbewusstsein, da sie hiermit von der Kiche angenommen würden, hat Berger beobachtet.
Dass sich so viele Erwachsene taufen lassen, liege daran, dass in der Sowjetunion den Christen untersagt war, Gottesdienste zu halten und es in vielen Orten niemanden gegeben habe, der Neugeborene hätte taufen können. Auch habe oft die Furcht vor dem kommunistischen Regime Taufen verhindert. Dass jetzt Erwachsene und Kinder gemeinsam getauft werden, ist für Berger 'beste biblische Tradition'. Von den Erwachsenen sei am Sonntag das älteste Paar 65, die Jüngste 18 Jahre alt.' Vorausgegangen war ein einjähriger Taufunterricht zur Vermittlung von Glaubensgrundlagen.
Als Aussiedlerseelsorger wolle er eng mit den Beratern der Diakonie zusammen arbeiten, die in den beiden Übergangswohnheimen tätig sind. Dasselbe gelte für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, die sich beispielsweise bei der Hausaufgabenbetreuung für Aussiedlerkinder oder der Begleitung bei Behördengängen der Russlanddeutschen engagieren.
Integration als Ziel
Wichtig sei, die Jugend, die in der Gefahr religiösen Desinteresses stehe, in das Gemeindeleben zu integrieren: etwa durch den Konfirmandenunterricht oder auch die kirchlichen Jugendgruppen. Hier müsse man oft große Hemmungen abbauen helfen. Auch die mittlere Generation müsse man motivieren, am hiesigen gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. 'Ich will den Menschen Mut machen, selbstbewusst zu sein', sagt der 58-Jährige. Erfreulicherweise sei der Gottesdienstbesuch der Aussiedler sehr stark, aber es gebe Schwierigkeiten, sie auch für die aktive Mitarbeit in den Gemeinden zu gewinnen, beschreibt er ein weiteres Tätigkeitsfeld.