Artikel: Ertrinkendes Reh aus eiskalten Fluten gerettet

14. Januar 2003 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Susanne Kukla zog entkräftetes Tier aus der Günz

Von Martina Fischer , Ronsberg - Das Wasser war eiskalt und es herrschten Minustemperaturen. Doch von der Kälte ließ sich Susanne Kukla aus Ronsberg (Ostallgäu) nicht beirren - und rettete ein ertrinkendes Reh aus den Fluten der Günz. Es war gegen 18.30 Uhr. Susanne Kukla befand sich mit ihrer sechsjährigen Tochter gerade auf dem Weg nach Engetried. Da bemerkte die 27-Jährige plötzlich einen Wagen mit eingeschalteter Warnblinkanlage und hielt ihr Auto ebenfalls an. Mitten auf der Straße stand: ein Reh. Augenblicke später flüchtete das Tier - und zwar geradewegs zur nahe gelegenen Günz, die an dieser Stelle in ein kleines Staubecken mündet. Susanne Kukla sah das Tier in das eiskalte Wasser stürzen und beobachtete, wie es unter ein Schleusenbrett gezogen wurde. Die Frau und eine Helferin (die nicht namentlich genannt werden will) entschlossen sich zu handeln.

Die beiden eilten zum Staubecken, Susanne Kukla legte sich über den Beckenrand. Mit einem Bein im Wasser, mit dem anderen an einen Baum gestützt, griff sie mit beiden Händen ins Wasser. In diesem Moment war es ihr auch egal, dass sie inzwischen selbst bis zum Bauch klitschnass war. Schließlich gelang es Susanne Kukla, das inzwischen völlig entkräftete Reh wieder an das Ufer zu ziehen. Schnell waren sich die beiden Frauen einig, dass das Tier schnellstmöglich abgetrocknet werden musste. Kukla trug das matte Tier auf ihren Armen zum Kofferraum ihres Wagens und brachte es nach Hause, wo es in Handtücher gewickelt und abgetrocknet wurde. Später entließen die beiden Retter ihren Schützling nahe der Unglücksstelle wieder in die Freiheit. Für Susanne Kukla, die bei sich zu Hause unter anderem drei Katzen, vier Enten, Hühner, Hasen und Meerschweinchen versorgt, stand es außer Frage, in einer solchen Situation zu helfen. Doch ein wenig Ärger bleibt: 'Es sind sicherlich an die zehn Autos vorbeigefahren, und kein Fahrer hat angehalten, obwohl wir das Warnblinklicht angeschaltet hatten. Und es war ja nicht zu erkennen, um welche Notsituation es sich hier handelte.' Tochter Natalie ist auf jeden Fall stolz auf die mutige Rettungsaktion für das Reh.