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Erster Dieselmotor lärmte in Kempten

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Erster Dieselmotor lärmte in Kempten

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    Erster Dieselmotor lärmte in Kempten
    Erster Dieselmotor lärmte in Kempten Foto: boxler

    Von Ralf Lienert|KemptenEin wichtiges Datum der Industriegeschichte jährt sich heute: Am 5. März 1898 wurde der erste Dieselmotor der Welt in Kempten in Betrieb genommen. In der Zündholzfabrik am Pfeilergraben startete der erste für den kommerziellen Betrieb verkaufte Motor von Rudolf Diesel. Dieser wurde am 18. März vor 150 Jahren in Paris geboren.

    Sein Vater stammte aus Augsburg und betrieb eine Fabrik für Lederwaren. Rudolf absolvierte in Augsburg die königliche Kreis-Gewerbeschule und die Industrieschule. Als Student hörte er 1878 an der Technischen Hochschule München Vorlesungen des Kemptener Professors Carl von Linde über die Dampfmaschine und deren schlechten Wirkungsgrad. Damals notierte Diesel: 'Kann man Dampfmaschinen so konstruieren, welche den vollkommenen Kreisprozess ausführen, ohne zu sehr kompliziert zu sein?'

    Linde wurde sein Förderer und schickte ihn mit bestandenem Examen nach Paris, wo Diesel am Aufbau des französischen Zweigs seines kältetechnischen Unternehmens mitarbeiten sollte. Wie der Dietmannsrieder Wissenschaftler Dr. Werner Scharrer herausfand, wirkte Diesel zehn Jahre lang als Ingenieur, Konstrukteur, Erfinder, Fabrikdirektor, Berater, Organisator, Kaufmann und Patentvertreter im Dienste Lindes. 1883 heiratete er Martha Flasche aus Remscheid, die in Paris als Erzieherin tätig war.

    1890 wechselte der Erfinder nach Berlin und legte 1892 seine Gedanken über ein 'Arbeitsverfahren als Ausführungsart für Verbrennungskraftmaschinen' beim Deutschen Reichspatentamt nieder. Doch er verfügte nur über bescheidene Mittel und sein Chef, von Linde, lehnte den Bau des Versuchsmotors ab. Diesel wandte sich an den Direktor der Maschinenfabrik Augsburg, Heinrich von Buz. Wochenlang kamen nur Absagen - und dann eine überraschende Zusage: Diesel musste aber für seinen Lebensunterhalt selbst aufkommen.

    Er entwickelte zwei Motorentypen mit 25 und 30 PS. Zu den ersten vier Bestellungen gehörte ein Zweizylindermotor mit 60 PS für die Zündholz- und Wichsefabrik in Kempten. Dieser wurde vor 110 Jahren als erster geliefert und verbrauchte täglich dreieinhalb Kilo Schmieröl und viereinhalb Liter Motoröl, so Akten im Stadtarchiv.

    Es folgten viele Reparaturen und Verbesserungen des Motors. Wegen zu hoher Materialkosten für das russische Holz wurde die Fabrik Ende 1913 stillgelegt. Der Motor wurde an die Fleischwarenfabrik Micheler in Ottobeuren verkauft. Scharrer fand heraus, dass der Motor noch 1939 lief und während oder nach dem Zweiten Weltkrieg durch einen neuen Motor ersetzt worden war. Die alten Maschinenteile wurden verschrottet.

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