Landauf, landab fordern Politiker aller Cou-leur seit Jahren einen Bürokratie-Abbau. Allerdings kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Zahl der Gesetze und Rechtsverordnungen täglich zunimmt. In unserer Serie 'Paragrafen-Dschungel' schildern Menschen aus der Region ihre Erfahrungen mit Ämtern und Vorschriften. Heute: Hans-Peter Vetter, Party-Organisationskomitee Untrasried Von Thilo Jörgl und Volker Geyer, Untrasried/Ostallgäu - Die Band schmettert rockige Klänge von der Bühne. Im 5000 Mann fassenden Festzelt wird geklatscht und gesungen. Am Zeltende brutzeln rote Würste und goldbraune Hähnchen. Und für den Fall der Fälle stehen Sanitäter sowie Sicherheitsdienst bereit. Derartige Festivitäten stellen Vereine übers Jahr dutzendfach auf die Beine und verköstigen dabei tausende Gäste. Von denen werden sich bei Bier und Schweinsbraten aber wohl die wenigsten Gedanken darüber machen, was die Organisatoren alles bewältigen müssen, damit ein Fest stattfinden darf. Dagegen kann Hans-Peter Vetter, Mitglied des Party-Organisationskomitees Untrasried - kurz POK -, ein Lied vom umfangreichen Papierkram singen, den er und sein Team jeden Winter erledigen müssen. Das POK zählt neun Mitglieder und es hat nur eine Aufgabe: den Rockfrühling in Untrasried jedes Jahr auf die Beine zu stellen.
Aufgaben aufgeteilt Obwohl das zweitägige Spektakel erst am 1. und 2. April 2005 in Untrasried steigt, werden schon jetzt Verträge geschlossen und Formulare ausgefüllt. 'Bei uns im Team hat jeder eine bestimmte Aufgabe', erzählt Vetter. Einer alleine könnte die Organisation des Festes, das gemeinsam von Feuerwehr, Sportverein und Landjugend veranstaltet wird, nicht schultern. Schon ein Jahr im voraus bestellten die Untrasried für den 6. Rockfrühling in diesem Jahr das Zelt. Dabei genügt es nicht, nur das Zelt zu mieten. Das so genannte 'Zeltbuch', das den genauen Plan der Plastik-Behausung enthält, muss rechtzeitig beim Landratsamt eingehen. Auch ein Lage-Plan, der Standort der Anbauten sowie die Größe der Bühne sind von Interesse. Einer der wichtigsten Helfer im Paragrafen-Dschungel ist für die Untrasrieder der Bürgermeister der Gemeinde, Alfred Wölfle. 'Er steht 150 prozentig hinter dem Fest und hilft uns bei vielen bürokratischen Hürden', so Vetter. Auch Angaben über die Anzahl der Toilettenwagen und Schankanlagen werden gefordert. Daneben muss ein Konzept für die Sanitäter und einen Ordnungsdienst erarbeitet werden. Die Versorgung von Verletzten übernimmt in Untrasried das Rote Kreuz. Ein Umkleideraum dient als Sanitätszimmer, ein Sanka steht fahrbereit da. Während beim Roten Kreuz viele ehrenamtliche Helfer Dienst leisten, kostet der Ordnungsdienst für das Zelt Vetter zufolge 'richtig viel Geld'. Doch das sei 'sehr gut' angelegt. 'Das sind 12 Profis, die wissen, wie man gegen Leute in einer Schlägerei vorgeht.' In den meisten Gastspielverträgen von bekannteren Bands wird zudem ein professioneller Sicherheitsdienst gefordert. Das POK, die rund 230 Helfer aus den Vereinen und die Sicherheits-Leute achten auch darauf, dass das Jugendschutzgesetz eingehalten wird. Schließlich werden bei Verstößen die Organisatoren des Festes verantwortlich gemacht.
Belehrung für Küchenpersonal Gleiches gilt auch bei den Verletzungen zahlreicher Hygiene-Vorschriften. Hier müssen die Verantwortlichen sicher stellen, dass nur Leute in der Küche brutzeln, die eine Belehrung über den Umgang mit Lebensmitteln im Sinne des Infektionsschutz-Gesetzes erhalten haben. Diese Belehrung muss laut Gesetz vom Gesundheitsamt oder einem vom Gesundheitsamt beauftragten Arzt bescheinigt werden. Ein weiteres wichtiges Papier ist die 'Veranstalter-Versicherung'. Damit alle Ausgaben wieder reinkommen - und die Besucher möglichst lange essen und trinken können - muss laut Vetter eine Sperrzeit-Verkürzung beantragt werden. Bis 5 Uhr morgens darf in Untrasried dann gerockt werden. Und selbst nach dem Spektakel müssen wieder Formulare ausgefüllt werden. Der GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) müssen Namen der gespielten Musikstücke und die Größe des Zeltes mitgeteilt werden.