neue Gäste anlocken Viele Neuplanungen Skeptiker: Harte Konkurrenz. Von Michael Munkler Kempten/Oberstaufen/Schwangau In sechs Allgäuer Orten sollen neue Spaß-, Erlebnis- oder Thermalbäder entstehen. Hinzu kommen zwei Projekte im benachbarten Vorarlberg. Die Pläne werden entweder diskutiert oder liegen bereits fertig in den Schubladen. Als 'absoluten Fehler' bezeichnet Hans-Peter Wucherer vom 'Aquaria' in Oberstaufen den Erlebnisbad-Boom. Heinz Steinhart, Geschäftsführer der 'Bäder-Besitz- und Betriebs Gmb H' indes ist euphorisch: Je mehr Angebot, desto besser - so seine Devise. Denn er will das Allgäu zu einer Region ähnlich dem niederbayerischen Bäderdreieck machen.
Kempten, Sonthofen, Bad Wörishofen, Kaufbeuren die Liste ins Auge gefasster oder bereits fertig geplanter Freizeitbad-Projekte wird immer länger. Jüngste Entwicklung: Die Bäder-Besitz- und Betriebs Gmb H, die auch das 'Kristallbad' in Oberstdorf betreibt, erwirbt das sanierungsbedürftige 'Bad am Kurpark' in Schwangau und wandelt es in ein Kur- und Thermalbad mit Erlebnissauna um. Das benachbarte Füssen will dennoch an den Plänen für ein eigenes Thermalbad festhalten - möglicherweise zusammen mit Reutte/Tirol.
Aquaria-Geschäftsführer Hans-Peter Wucherer ist unverständlich, warum jetzt überall neue Bäder entstehen sollen: 'Es ist unglaublich, wie blöd die Leute sind.' Niemals würden die Einrichtungen bei einer solchen Konzentration schwarze Zahlen schreiben, ist Wucherer überzeugt. Immerhin erfreulich aus Verbrauchersicht: Die zunehmende Konkurrenz zwinge alle Bäder, die Eintrittspreise stabil zu halten. Ohnehin hatte beispielsweise das 'Aquaria' auch aufgrund zunehmender Konkurrenz nur einmal in den vergangenen sechs Jahren die Preise erhöht, als auch das Angebot erweitert worden war.
Heinz Steinhart hat neben dem Erwerb und dem Umbau des Schwangauer Bads 'große Pläne' im Allgäu: 'Da wird sich noch einiges tun', kündigt er an. Und weiter: Die zukünftige Konkurrenz in Sonthofen oder Kempten 'begrüßen wir'. Steinhart gibt sich optimistisch: Das Potential von Besuchern der Erlebnis-, Freizeit- und Gesundheitsbäder lasse sich verzehnfachen. Doch dafür müsse das Angebot stimmen, also weit gefächert und vielseitig sein. Als Beispiel dient Steinhart das Bäderdreieck Bad Füssing/Bad Griesbach/Bad Birnbach: 'So etwas im Allgäu in Kombination mit den Bergen', skizziert der Geschäftsführer seine Zukunftsvision.
Nüchterner fällt das Urteil von Walter Besler aus, früher Kurdirektor in Hindelang, heute freiberuflicher Tourismus-Berater: Im Moment ist der Wellness (Wohlfühl)-Tourismus ein ernsthafter Trend, sagt er. Doch mit immer mehr Bädern 'schlittern wir ganz schnell in ein Überangebot'. Parallelen zieht Besler zu den 70er Jahren: 'Da hatte jeder Ort ein Hallenbad und ein Kurhaus gebaut.' Geblieben seien vielerorts Investitionsruinen. Besler: 'Ich bin kein Schwarzseher, aber es besteht die Gefahr, dass Kommunen auf den Folgekosten sitzen bleiben.'
Aus Sicht des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch-Schwaben werde jede Angebots-Verbesserung für den Gast begrüßt, betont Geschäftsführerin Annette Geiger. Wenn Privatinvestoren für ein stark differenziertes Angebot sorgten, sei das gut. Ein normales Hallenbad reiche vielen Gästen als Schlechtwetter-Programm heute nicht mehr aus.