Torben Vonhof ist einer von ihnen. Der 24-jährige Student erzählt, warum er sich für die Religion entschieden hat. Über 3000 Buddhisten aus Deutschland und aller Welt tummeln sich derzeit im Allgäu: Beim 18. Internationalen Sommerkurs des Buddhistischen Dachverbands Diamantweg – er findet zum dritten Mal am Ufer des Alpsees statt – meditieren sie gemeinsam, tauschen sich aus und besuchen Vorträge. Einer von ihnen ist Torben Vonhof. Der 24-jährige Hamburger ist bereits zum zweiten Mal beim Treffen in Immenstadt dabei. Der Betriebswirtschafts-Student erzählt uns auf Gut Hochreute, was ihm diese Religion bedeutet. Hallo Herr Vonhof. Kann ich Sie kurz stören? Vonhof: Ah, der Journalist. Aber gerne. Eine Tasse Tee? Da sag ich nicht nein. Hier oben hat man ja einen tollen Ausblick . . . Vonhof: Und noch viel mehr. Es ist immer wieder schön nach Immenstadt zu kommen, an diesen Knotenpunkt. Hier trifft man viele Freunde aus aller Welt – so ziemlich jeden, den man von irgendwelchen kleineren Kursen her kennt. Der Sommerkurs ist ja der größte, quasi das Highlight des Jahres. Und da versuche ich, immer wieder hierherzukommen. Auch das Jahr über sind hier stets Leute – es ist, als käme man nach Hause. Je mehr Freunde da sind, desto wohler fühle ich mich. Was genau machen die Buddhisten bei diesem Sommerkurs? Vonhof: Wir meditieren sehr viel und bekommen von unserem Lehrer Übertragungen im Zelt, beispielsweise ab Montag bei der Transmission-Week. Oha, das hört sich aber seltsam an . . . Vonhof: Nein, um Gottes Willen. Das ist nicht das, was Sie jetzt denken. Dabei erzählt uns unser Lehrer alte Geschichten darüber, wie der Buddhismus verstanden und weitergegeben wurde. Diese persönliche Übertragung ist für uns sehr wichtig, statt die Inhalte in irgendwelchen Büchern oder digitalen Medien zu lesen. Es geht darum, dass er direkt seine Erfahrung weitergibt und man bei seinen Freunden ist. Wird dabei auch diskutiert oder nur einseitig konsumiert? Vonhof: Nach allen Vorträgen spielen wir gut eine Stunde lang Frage und Antwort. Wer Zweifel oder kritische Ansätze hat, kann sie natürlich vorbringen. Und bekommt auch eine Antwort darauf. Was bedeutet Buddhismus für Sie? Vonhof: In erster Linie Eigenverantwortung zu übernehmen. Dass man durch sein Handeln weder sich noch anderen Lebewesen schadet – das verbinde ich mit dem Begriff. Dazu gehört Gemeinschaft: In Hamburg lebe ich in unserem Buddhistischen Zentrum mit 50 Menschen zusammen. Dort praktizieren und leben wir den Buddhismus gemeinsam. Und im Vergleich zu anderen Religionen? Vonhof: Bei anderen wird den Gläubigen im Grunde genommen etwas vorgelegt, wonach sie leben müssen. Buddha hingegen gab uns eine Belehrung, nach der wir uns richten sollen – ohne Zwang. Er sagt, wenn ich mich so oder so verhalte, kann ich mir und anderen entweder nutzen oder schaden. Für mich ist Buddhismus eine Religion, in der ich etwas erfahren kann und nicht glauben muss. Wir arbeiten durch Meditation sehr viel mit unserem Geist. Nach einiger Zeit kann jeder Resultate daraus ziehen. Karma, sprich Ursache und Wirkung, erlebt man ja stets im Alltag. Wer anderen viel Freude entgegenbringt, bekommt sie meistens wieder zurück. Seit wann sind Sie Buddhist? Vonhof: So richtig erst seit anderthalb Jahren. Meine Mutter gehört seit zehn Jahren unserer Karma-Kagyü-Linie (eine der vier großen Schulen des Buddhismus) an. Ich kam so bereits als Kind häufig mit der Religion in Kontakt, war damals schon auf Kursen mit dabei. Wir sind übrigens beide evangelisch erzogen worden. Zum Buddhismus hatte ich aber schon immer eine Verbindung – ich habe lange Zeit überprüft, ob das auch das Richtige für mich ist. Und mit 23 Jahren dafür entscheiden. Und was hat Sie letztlich überzeugt? Vonhof: Dass man als Buddhist alles kritisch hinterfragen kann. Klar geht das auch in anderen Religionen, aber die christliche kenne ich und sie hat mir nicht viel gebracht: Ich wollte das nicht glauben, was mir vorgelegt wurde. Beim Buddhismus bin ich mir sicher, dass er mir für mein Leben und meine Zukunft etwas bringt. Er verurteilt zudem keine anderen Religionen – wenn andere Menschen mit ihrem Glauben glücklich sind, sagt der Buddhismus, dass sie ruhig dabei bleiben sollen. Zu uns kann jeder kommen, wenn er sich dafür entschieden hat – aber auch jederzeit wieder gehen, wenn er mit dem Buddhismus nicht glücklich Interview: Klaus Kiesel Der Buddhismus Herkunft Der Buddhismus geht zurück auf die Lehre von Siddhartha Gautama (Buddha), der im fünften Jahrhundert vor Christus in Nordindien lebte. Sie will 'Wege aus Leid und Unvollkommenheit zu Harmonie und Glück' weisen. Gläubige Die Religion ist die viertgrößte der Welt und vorwiegend in Süd-, Ost- und Südostasien verbreitet. Kennzeichen Die wesentlichen Merkmale und Übungen des spirituellen Weges sind ethisches Verhalten, Meditation und tiefe Einsicht. Dabei stellt die Lehre den Menschen immer in seine eigene Verantwortung. Er zeichnet sich aus durch Toleranz und Dialogbereitschaft, Dogmenfreiheit und Gewaltlosigkeit. Einen wichtigen Aspekt bildet das Karma, das Zusammenspiel von Ursache und Wirkung. Soll heißen: Wer Gutes tut, bekommt Gutes zurück. (kk)
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