Kempten (be). - Eigentlich wollte er keinen großen Aufwand um seinen 60. Geburtstag. Doch dann bewegte es ihn doch, dass so viele am Samstag mit ihm feierten. Vor allem, so das Geburtstagskind, der evangelische Dekan Hans Gerhard Maser, sei das Fest, das ihm das evangelisch-lutherische Dekanat ausrichtete, so wie er sich Kirche wünsche: Mit Feiern und Nachdenken. Doch eines freilich wolle 'HGM' (wie er an diesem Abend immer wieder genannt wurde) freilich nicht: Jetzt eitel werden, bei all dem, was er über sich gehört habe. Zum Beispiel von Regionalbischof Dr. Ernst Öffner, der ihn als einen 'Spurensucher' im Allgäu bezeichnete, einen Pfarrer, der mit Profil und Transparenz die Kirche vertrete, 'der für eine Kirche steht, die auf der Spur und Suche ist'. Solche Leute brauche die Kirche. Den offenen Dialog suchen, sich auf Veränderungen einlassen, vertrauenswürdig sein - so definiert sich laut Joachim Spengler, stellvertretender Dekan, die evangelische Kirche. Und Maser sei der Prototyp des Protestanten. 'Sie reden nicht nach dem Zeitgeist, sondern was die Zeit erfordert', bescheinigte Kemptens Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer dem Geburtstagskind. So sei an 'HGM' zu schätzen, dass sein Ziel stets sei, die Menschen zu erreichen - mit Offenheit, Herzlichkeit und dem Gespür für die Probleme. 'Wir sind froh, dass wir Sie haben', meinte denn auch Wolfgang Zoller, Leiter der Kirchenverwaltungsstelle und wünschte viel Zeit. Über Weisheit und Wissen im 'Seniorenzeitalter' gab Helmut Mölle für Vorstand und Geschäftsführung des Diakonischen Werks die Wünsche weiter. Prälat Dr. Albert Lupp übermittelte für die katholische Kirche Glück und Segenswünsche, vor allem den Wunsch, dass das gute Miteinander sich fortsetze. 'HGM' war dann das Thema in den musikalischen Beiträgen. Senior-Pfarrer Wolf Hennings fand wissenschaftlich untermauert viele Definitionen für 'HGM' und beleuchtete die Lebensstationen des Dekans. Die Oberallgäuer Pfarrer sangen ein Loblied auf die 'blaue Maser Mappe' (zum Konfirmandenunterricht) und die Ostallgäuer hatten sich auf den Weg nach Kempten gemacht, um einem Stern, 'dem HG Maser' zu huldigen. Einen musikalischen Gruß entboten vor der Feier in der Kirche Kantorei und Posaunenchor der St.-Mang-Kirche mit modernen Stücken aus der Kirchenmusik. Kantor Frank Müller improvisierte auf der Orgel die Lebensstationen des Dekans.
Nicht in eine Nische zurückziehen Doch auch die geistige Nahrung sollte nicht zu kurz kommen. Sie wurde von Dr. Christian Schroer, Professor für Philosophie in Bamberg, serviert. In seinem Vortrag 'Religiöses Denken in Zeiten der Postmoderne' beleuchtete er eine zwiespältige Erfahrung: Zum einen die wenige Resonanz der herkömmlichen Religion, zum anderen die eigenen Religionen, die sich Menschen mehr und mehr einrichten. Dieser neuen Situation müsse sich die Kirche stellen, dürfe sich nicht in eine Nische zurückziehen. Denn religiöse Erfahrung und Postmoderne könnten durchaus in fruchtbaren Dialog treten.