Von Brigitte Gröschel Memmingen - 'Koaner woas wias weida geht …' singt Stephan Zinner am Ende eines fulminanten Abends im Pi K. Die Zuschauer können sich nur wünschen, dass es auf ähnlich amüsante Weise weitergeht in der Memminger Kabarett-Szene. Was der Schauspieler von den Münchner Kammerspielen mit seinen 'Hurric' (Roland Reinke Gitarre, Andy Kaufmann, Schlagzeug, Kristof Huf, Bass) auf die kleine Bühne bringt, ist so umwerfend komisch, so musikalisch mitreißend, von soviel Schwung, Elan und Power erfüllt, dass sich das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißen lässt. Stephan Zinner rockt, tanzt, stampft, turnt, wirbelt, hüpft, swingt und rappt auf engstem Raum, er breitet sich aus, nach oben, unten, seitwärts. Wie er als dickes Kind im Schwimmbad vom Dreimeterbrett Tsunami-Wellen verbreitete, wie er sich schlank und schön hungerte, dank einer an der Kühlschranktür eingebauten Gummigeschoss-Vorrichtung: Er sprüht vor Ideen. Titel der Musikstücke sind 'Der Indio von Schwabing', 'Rumhängen, Absitzen, Bier trinken' und 'Road to Altötting'. Tenor: 'Der liebe Gott sieht es gern, hältst du dich von den Linken fern …'Nach der Pause will er eigentlich nur Würstl essen, gerät aber an eine Wurstbraterin mit künstlerischen Ambitionen, muss Gedichte anhören, Trapeznummern bestaunen, Feuertricks bewundern, bis beim Finale furioso die Würstel zwar verbrannt sind, aber ein Event stattgefunden hat.
Froh, dass man Bayer ist'Heit schau ma wida Hitla an, heit kimmt widda was vom Dritten Reich.' Treffend und kritisch nimmt der Kabarettist TV-Reihen zur Vergangenheitsbetrachtung auf die Schippe. Wenn sich Stephan Zimmer zum Schluss zu unglaublich starker körperlicher Präsenz steigert und seine witzigen Kommentare über Stoderer, Teifl und Rapper loslässt, wenn er reich zu werden hofft, oder doch beim ländlichen Ball der einsamen Herzen eine Frau abschleppen will, ist man froh, dass Memmingen zu Bayern gehört und vier Münchner Künstler den Weg hierher gefunden haben.