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Er holte vor 180 Jahren den Emmentaler ins Allgäu

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Er holte vor 180 Jahren den Emmentaler ins Allgäu

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    Er holte vor 180 Jahren den Emmentaler ins Allgäu
    Er holte vor 180 Jahren den Emmentaler ins Allgäu Foto: etienne lemaire

    Von Rudi Wiest|Oberstaufen/OberallgäuEr brachte vor 180 Jahren die Emmentaler-Käserei ins Allgäu, sorgte so für die Existenzsicherung vieler Generationen von Milchbauern und gründete das lange Jahre bedeutendste milchwirtschaftliche Unternehmen der Region: Josef Aurel Stadler gilt neben Karl Hirnbein und Johann Althaus als einer der drei großen Käse-Pioniere.

    Freilich ist vom Erbe seiner Familie nichts erhalten, Nachkommen sind nicht bekannt, und die Firma Stadler erlosch im Jahr 1862 nach dem Tod des letzten Inhabers. Lediglich an der Außenwand der Kapelle St. Martin im Oberstaufner Friedhof befinden sich ein Grabstein und eine Grabplatte der Familie Stadler. Beide waren arg verwittert, wurden aber nun aufwändig restauriert - dies soll nun im Rahmen einer kleinen Gedenkfeier gewürdigt werden. Die erste Käsehandelsfirma im Allgäu hat Stadlers Vater Franz Xaver Ende des 18. Jahrhunderts in Lindenberg gegründet - mit einer Hauptniederlassung in Ulm und einem Geschäft in Nördlingen. Von den umliegenden Alpen kaufte er Käse, lagerte und sammelte sie in Staufen, wo sein Sohn Philipp Peter die Geschäfte führte. Da die Nachfrage stieg, bezog Stadler auch Käse aus der Schweiz, zog nach Ulm und überließ die Führung des Staufner Geschäfts seinem jüngeren Bruder Josef Aurel. Der Betrieb neben dem Käsegeschäft im Haus Nr. 71, dem heutigen Hotel Bayerischer Hof mit dem größten Keller Staufens, noch ein Krämergeschäft.

    Das Ulmer Haus steigert den überregionalen Umsatz, so dass Stadler den Käsebedarf aus dem hiesigen Raum weder der Menge noch der Qualität nach decken konnte. So vertiefte man die Verbindungen ins Schweizer Emmental, wo seit 1815 auch im Tal gekäst wurde - also die die Herstellung auch im Winter möglich war. Stadler ließ in Versuchen mit guten Ergebnissen durch Schweizer Sennen in der Umgebung Hartkäse nach Emmentaler Art herstellen - unter anderem 1821 im Westallgäuer Weiler. Der Erfolg motivierte ihn, seinen Handel ganz auf diese neue Sorte zu verlagern. 1827 holte er dafür den Senn Johann Althaus aus Lauperswyl im Emmental nach Staufen. Da im Westallgäu die nötigen Milchmengen nicht zu erhalten waren, produzierte Althaus in Stadlers Auftrag auch in Blaichach 'Emmentalerkäse'. Der Anklang war so groß, dass Stadler noch mehr Sennen aus der Schweiz holte. Die Firma Stadler wurde die bedeutendste Käsehandlung im Allgäu. 1837 kaufte Stadler das Anwesen Nr. 55 in Staufen - heute der Gasthof Post - und baute daneben ein weiteres Haus. Allerdings starb er, bevor er einziehen konnte.

    Die Firma selbst blühte weiter auf, ihre Preise galten lange als Richtpreise, und Staufen entwickelte sich sich zum bedeutendsten Käseumschlagplatz der Region. Als die Eisenbahn 1853 von Hof bis Lindau fertig wurde, waren die Gütergleise bis an das Stadlersche Haus verlegt.

    1862 starb der letzte Firmeninhaber, die Umsätze sanken. 1890 wurde die Firma endgültig gelöscht. Trotz der Einführung der Limburgerkäserei durch Karl Hirnbein in den 30er und 40er Jahren blieb die Emmentalerkäserei im südlichen Allgäu letztlich dominierend. Bald wurden neben den Käsefirmen auch Sennerei-Genossenschaften gegründet.

    So steht Stadler mit seinem gesunden Geschäftssinn und Pioniergeist das Verdienst zu, den Strukturwandel der Landwirtschaft im Allgäu mit eingeleitet zu haben. Gerade der Emmentaler war auf Generationen der beherrschende Milchwirtschaftsfaktor und sicherte vielen Bauern ihre Existenz.

    Bei einer Gedenkfeier am Dienstag, 16. Oktober um 10 Uhr an der Kapelle St. Martin im Oberstaufner Friedhof werden die Verdienste Josef Aurel Stadlers gewürdigt.

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