Westallgäu/Lindau | mb: Entsetzen über Attentat auf Polizei-Chef

17. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Kriminalität - Alois Mannichl tat in den 80er-Jahren in Lindau Dienst - Früher Probleme mit der rechten Szene

Das Attentat auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl hat auch in Lindau Entsetzen ausgelöst. Erstens, weil viele Beamten Mannichl kennen, zweitens, weil es auch hier Drohungen von Rechtsextremen gab.

Einige Lindauer Polizeibeamte kennen Mannichl von früher. In den 80er-Jahren war er einige Monate Leiter der damaligen Grenzpolizeistation Lindau-Autobahn. Willi Böhm, Chef der Polizeiinspektion Lindau, kennt Mannichl noch erheblich besser. Beide haben in den 70er Jahren gemeinsam bei der Polizei angefangen und in Dachau ihren "Anstellungslehrgang" gemacht. Beide haben im mittleren Dienst als Hauptwachmeister angefangen und sich dann hochgearbeitet. Mannichl wechselte in den 80er Jahren in den höheren Dienst. Dabei ist es üblich, dass die Beamten für einige Monate die Leitung einer Dienststelle übernehmen - und das war bei Mannichl die Grenzpolizei Lindau-Autobahn; sie war damals auch die Dienststelle von Willi Böhm. "Der Alois", sagt Böhm, "ist ein sehr ruhiger Kollege mit niederbayerischer Schlauheit".

Auch Manfred Wydra, Chef der Lindauer Schleierfahndung, kennt Mannichl. "Vor zwei Jahren auf einem Schleierfahndertreffen in Passau", berichtet er, habe er ihn kennen und schätzen gelernt. Fast zwangsläufig seien beide auf Mannichls Zeit in Lindau zu sprechen gekommen. Als er am Sonntag von dem Attentat gehört habe, sagt Wydra, sei er fassungslos gewesen.

Böhm ist mit der Haltung Mannichls gegenüber den Rechten hundertprozentig einverstanden und verweist auf die Probleme, die es 1999 und 2000 in Lindau gegeben habe.

Eine Lindauer Gaststätte wurde damals von einem Wirt geführt, der dem rechten Gedankengut gegenüber zumindest sehr offen war, weshalb sich die Kneipe innerhalb kurzer Zeit zu einem Rechtsextremistentreff mit einem großen Einzugsbereich entwickelt habe. Die Rechten kamen aus dem gesamten oberschwäbischen Raum bis nach Ulm sowie aus Österreich. Böhm berichtet, dass die Lindauer Polizei die Lage damals durch zahllose Kontrollen in den Griff gekriegt habe. Mehrere Wochenenden lang sei die Inselzufahrt nächtelang kontrolliert worden und jeder Verdächtige habe sich ausweisen müssen. Wenn es Verdachtsmomente gab, sei er weder auf die Insel noch in die Kneipe gekommen. Einige hätten sogar (erfolglos) versucht, sich Perücken aufzusetzen, um so durch die Kontrollen zu kommen. Im Laufe dieser Aktion sei er - Böhm - dann auch mehrfach bedroht worden.

Sowohl in anonymen Anrufe als auch persönlich. Schließlich hätten die Rechtsextremen offenbar eingesehen, dass Lindau wegen der Kontrollen und möglicherweise auch wegen der Insellage und dem Nadelöhr Seebrücke, nicht der ideale Treffpunkt sei. Der Pächter habe aufgegeben und seitdem, so Böhm, "haben wir keine Probleme mehr mit Rechtsextremen".

Natürlich will Böhm die Lage in Lindau nicht mit der in Passau vergleichen. Passau ist größer, die rechte Szene in Niederbayern und in Oberösterreich ist erheblich gefährlicher.