Defizit Kaufbeuren und der Landkreis rechnen heuer mit 7,9 Millionen Euro Fehlbetrag aus dem Betrieb der fünf Krankenhäuser">

Artikel: Entlastung verweigert

5. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Defizit Kaufbeuren und der Landkreis rechnen heuer mit 7,9 Millionen Euro Fehlbetrag aus dem Betrieb der fünf Krankenhäuser

Kaufbeuren/Ostallgäul vit/az lFast acht Millionen Euro werden heuer die Steuerzahler in Kaufbeuren und im Ostallgäu für den Betrieb der Kreiskliniken drauflegen müssen. Der Verwaltungsrat der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren hat diese Zahl gebilligt, die sich in einem Nachtragswirtschaftsplan finden. Zudem ist nun offiziell: Für 2007 fallen 5,3 Millionen Euro Defizit an - 2,2 Millionen mehr als zunächst prognostiziert. Da der im Juni geschasste Vorstandsvorsitzende auch für 2008 eine "deutlich unrealistische Planung" vorgelegt hatte und nur von 3 Millionen Fehlbetrag ausgegangen war, verweigerte der Verwaltungsrat ihm die Entlastung.

Über die Entwicklungen bei den Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren wird die Öffentlichkeit derzeit nur mit Pressemitteilungen informiert. Die Sitzungen des Verwaltungsrats, dem Stadträte aus Kaufbeuren und Ostallgäuer Kreisräte angehören, finden nichtöffentlich statt. In einer aktuellen Pressemitteilung erläutern nun Interims-Vorstand Karl Spindler und Verwaltungsratsvorsitzender Johann Fleschhut die Gründe für die explodierenden Defizite. Als Hauptgrund werden die Tarifsteigerung beim Personal genannt. Immerhin beschäftigen die fünf Kliniken rund 1600 Mitarbeiter. Verteuert haben sich auch die Energiekosten. Beide Positionen zusammen ergaben laut Pressemitteilung Mehrkosten von über zwei Millionen Euro. Zum anderen macht die Budgetdeckelung im Gesundheitssystem zu schaffen: Das Kommunalunternehmen steigerte zwar die Fallzahlen.

"Paradoxerweise" erstatte die Kassen hierfür aber nur 35 Prozent der Kosten.

In einigen Bereichen zu teuer

Der Ex-Vorstand hatte zudem "unzulässige Spekulationsgeschäfte" gesetzt. In einen "seriösen Wirtschaftsplan", so Fleschhut, müssten die daraus drohenden Verluste "mit einer höheren sechsstelligen Summe" berücksichtigt werden. In der Vergangenheit war von rund 800000 Euro die Rede. Denn von dem früheren Klinikchef erwartete Erlöse seien nicht oder nur teilweise eingetreten. Bekanntlich hatte dies mit zu seiner Entlassung geführt.

Das Defizit sei zudem geprägt von 2,5 Millionen Euro zur Vorfinanzierung von zugesagten Fördergeldern und durch Abschreibungen. "Wir überprüfen derzeit sämtliche Ausgabenpositionen. Durch diese Transparenz können wir schwarze Löcher ausfindig machen und gegensteuern", so Spindler. Zu Hilfe genommen habe man die Erkenntnisse des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (Inek). "Wir liegen in einigen Bereichen deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt, was die Ausgaben betrifft", so Spindler. Zudem gelte es, noch intensiver als Gesamtunternehmen zu handeln und zu denken.

Infos über diese Pressemitteilung hinaus will Fleschhut nicht geben. Zahlen zu den Defiziten einzelner Häuser werden nur noch intern ermittelt. Eine Veröffentlichung, widerspräche dem Gedanken, die fünf Kliniken als ein Gesamtunternehmen zu betrachten. Nur Fallzahlen werde man weiterhin nennen. Zudem seien viele Posten nicht einzelnen Häusern zuzurechnen. Hausbezogene Daten hätten früher zu sehr für Differenzen gesorgt.