Wer einen Garten besitzt, dem sind braune Stellen im Gras nichts Fremdes. Auch für Robert Deda, Platzwart beim FSV Marktoberdorf, ist dies fast Alltag. Nur als vor kurzem Krähen genau an diesen Stellen pickten und kleine Fetzen umherwarfen, schaute Deda genauer nach – und sah die Bescherung: Jede Menge weißer Engerlinge mit schwarzem Hinterteil hatten es sich in wenigen Zentimetern Tiefe gemütlich gemacht und die Wurzeln abgefressen. Es sind die Engerlinge des Gartenlaubkäfers, die nicht nur Sportplätze, sondern auch viele Gärten im Ostallgäu heimgesucht haben. Ihnen Herr zu werden, sei schwierig, sagt der Kreisfachberater im Landratsamt, Hartmut Stauder.
Bereits seit zwei, drei Jahren hat Deda mit diesem Phänomen zu tun. 'Aber da habe ich mir noch nichts dabei gedacht', sagt er. Zumal der Rasen bis Mai oder Juni 'immer bombig aussieht'.
Die Zeitbombe allerdings liegt unter dem satten Grün. Gleich, welche Stelle er hochzieht: Überall wimmelt es von Engerlingen. 'Zu Anfang habe ich die noch mit der Hand eingesammelt.' Ein endloses Unterfangen. Als er noch nichts von den Engerlingen wusste, hat er den Rasen fleißig gedüngt und gewässert. Deda sieht darin den Grund, weshalb das Spielfeld oberflächlich betrachtet noch gut aussieht – ganz anders als der Sportplatz des TSV Biessenhofen. 'Die hat’s richtig erwischt.
' So wie zahlreiche Gartler. Manchmal klagen sie über aufgewühlte Böden. Ein Zeichen dafür, dass dort Vögel oder Igel auf der Suche nach Nahrhaftem waren.
Täglich zwei bis drei Anrufer klagen Stauder ihr Leid. 'Den Käfer selbst zu bekämpfen, ist schier nicht möglich', kann er ihnen kaum Hoffnung machen. Gleiches gelte für die Engerlinge. Außer jemand halte Hühner. Sie machten sich über den Gartenlaubkäfer, gleich ob über oder unter der Erde, her. 'Aber wer hat heute Hühner?' Was Stauder scherzhaft ein neues Geschäftsmodell kreieren lässt: 'Rent a Huhn, miete ein Huhn.'
Eine Alternative zu Hühnern seien Fadenwürmer, sogenannte Nematoden. Sie hält der Fachhandel vor. Diese Würmer suchen die Engerlinge und geben dann Bakterien ab, die die Engerlinge töten. 'Das hilft zu 50 bis 80 Prozent und ist nicht gerade billig', sagt Stauder. Wenn alles nichts nütze, bleibe nur noch, umzugraben und den Rasen neu anzusäen.
Der FSV griff zunächst in seine eigene Tasche und besorgte sich die Fadenwürmer, um die am meisten betroffenen Stellen auf dem 7000 Quadratmeter großen Hauptplatz zu behandeln. Engerlinge finden sich auch unter dem Trainingsplatz und dem Bolzplatz am Modeon. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) sieht die Angelegenheit nicht als Problem an.
'Die Tiere zeigen vielmehr, dass auch angeknabberte Blätter und abwechslungsreiche Wiesen statt Einheitsgrün der Natur entsprechen', ist auf der Homepage zu lesen.
Für weitere Informationen steht die Kreisfachberatung am Landratsamt unter Telefon 08342/911-380 zur Verfügung.