Kaufbeuren (zel). - 'Mein größter Wunsch für Weihnachten ist, dass das Christkind mich auch lieb hat. Vielleicht schickt es mir ja einen Brief zurück mit der Christkindlpost', hofft die fünfjährige Amina. Im Matthias-Lauber-Kindergarten in Kaufbeuren wird viel Wert darauf gelegt, dass die Kleinen einen Zugang zum Weihnachtsfest jenseits von Konsum und Geschenkestress aufbauen. Auf die Rückseite ihres Wunschzettels hatte Amina dem Christkind geschrieben, wie lieb sie es hat. Kinder, so meint die Leiterin des Kindergartens, Gabi Schmidt, seien viel empfänglicher für das Besinnliche am Weihnachtsfest. Seit Anfang Dezember setzen sich die Kinder jeden Morgen im Kreis um den Adventskranz zusammen, singen Adventslieder und hören eine neue Geschichte aus dem Adventskalender. Hauptfigur ist der Engel Hatschi, der wegen seines außerordentlichen Drangs, im Himmel immer Fußball zu spielen und im Engelchor ständig zu niesen, von Petrus mit einem ordentlichen Auftrag beschäftigt wird: Er soll auf die Erde und dort alle Tiere und Menschen, die er trifft, zur Geburt des Christkinds einladen. 'Letztes Mal', erzählen die Kinder, 'hat Hatschi einem Häschen geholfen, seine Familie wieder zu finden.' Heute ist Hatschi schrecklich krank und wird einige Tage von einer Babuschka gesund gepflegt, die er natürlich auch zum Geburtstag des Christkinds einlädt. 'Ist ein Thema in eine Geschichte eingebettet', so Schmidt, 'sind die Kinder mit allen Sinnen einbezogen und identifizieren sich mit den Figuren. Das ist viel besser als beispielsweise zu sagen: Heute reden wir übers Teilen.' Als feste Vorgaben benutzt sie nur die Bilder, der Verlauf der Geschichte liegt größtenteils an den Kindern selbst. Oft wisse sie selbst noch gar nicht, wie es ausgeht. 'Ich will heute ausschneiden! Ich hab noch nie!' rufen die Kinder durcheinander. An den Fenstern kleben Sterne, ursprünglich 24, wobei mit jeder Geschichte ein Stern durch ein Symbol ersetzt wird. Heute darf Viktor einen Korb ausschneiden, ein Zeichen für die Babuschka, die den kranken Engel Hatschi so liebevoll versorgt hat. 'Dicke weiße Kerzen, Tannenzweigduft, und ein Hauch von Heimlichkeiten liegt jetzt in der Luft', singen die Kinder. An den Nikolaus und das Christkind, meint Schmidt, glauben alle Kinder.
'Gut hineinversetzen' Auch mit der traditionellen Weihnachtsgeschichte macht Schmidt die Mädchen und Buben vertraut: Ein kleines Häuschen in der Kindergartenstube, in dem Figuren von Joseph und Maria wohnen, wurde mit Tüchern und Edelsteinen ausgelegt. Die Kinder, so Schmidt, könnten sich sehr gut in die Personen hineinversetzen, sie dürfen die Geschichten mit den Figuren nachspielen.' Die Weihnachtsgeschichte wird jedes Jahr in fünf Teilen erzählt. Nach Heilig Drei König fragen die Kinder oft, wie es denn nun weitergehe, mit Joseph und Maria und dem Jesuskind. Dadurch, dass sie Jesus schon als 'Baby' kennen lernen, gewännen die Kinder Zugang zur Person Jesus und zum Glauben an sich, erklärt Schmidt. Natürlich freuen die Kinder sich auch auf die vielen Geschenke: Manuel zum Beispiel wünscht sich einen Modellflugzeugträger und eine zehn Meter lange Rennbahn. Auch Amina möchte gerne 'ganz viele Geschenke' vom Christkind bekommen. Große Besonnenheit merkt man der Rasselbande, die am liebsten in der Polsterecke herumtobt, zwar nicht an, aber sie lassen sich viel eher vom Weihnachtsfest mit Plätzchenbacken, Basteln und Geschichten verzaubern, es liegt tatsächlich 'ein hauch von Heimlichkeiten' in der Luft.