Kaufbeuren/Ostallgäu | bbm | Er kennt die Arbeit der Justiz ebenso wie die Probleme straffälliger Menschen: Der Kaufbeurer Benno Baudrexl (72) war jahrzehntelang als Justizbeamter tätig - zunächst im Strafvollzug, dann bis zum Ruhestand am Amtsgericht - und engagiert sich nunmehr seit zwei Jahren für unter Bewährung stehende Menschen aus Kaufbeuren und dem Ostallgäu. Sein Einsatzbereich ist so vielseitig, wie die Lebenslagen und Probleme der Verurteilten. Er reicht von der Begleitung zu Behördengängen und Arztterminen über Hilfe bei der Wohnungs- und Arbeitssuche bis hin zu gemeinsamen Freizeit-Aktivitäten.
Fachkundiger Ansprechpartner für Benno Baudrexl und zwei ehrenamtliche Kolleginnen ist der hauptamtliche Bewährungshelfer Manfred Gall. Wie dieser erläutert, kann sich ein ehrenamtlicher Mitarbeiter 'in Bereiche einbringen, für die wir Hauptamtlichen keine Zeit haben'.
Vor allem Zeit
Und so sollten Ehrenamtliche neben gesundem Menschenverstand, Sensibilität und Verantwortungsbewusstsein vor allem eines mitbringen: Zeit. Anders als die 'Profis' können sie auch eine persönliche Beziehung zu den Klienten aufbauen - indem sie beispielsweise mit ihnen zum Kaffeetrinken gehen oder eine Radtour unternehmen. Nachdem die Bewährungszeit im Normalfall zwei bis drei Jahren dauert, handelt es sich bei einer ehrenamtlichen Betreuung häufig um ein längerfristiges und mitunter auch nicht immer einfaches Engagement.
Immer noch begeistert dabei

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Zum Beispiel, wenn ein junger Mann, mit dem man eigentlich zur Feier einer erfolgreichen Abschluss-Prüfung zum Essen verabredet ist, durch Abwesenheit glänzt. Benno Baudrexl nimmt es gelassen: 'Da kann ich nicht sagen: Jetzt bin ich beleidigt.' Zumal besagter Proband nach einem nicht ganz einfachen Bewährungsverlauf - er wurde noch einmal straffällig und kam knapp mit einer weiteren Bewährung davon - seine Gesellenprüfung mit 'sehr gut' geschafft hatte. Auch wenn die Tätigkeit eines ehrenamtlichen Mitarbeiters nicht nur aus Erfolgserlebnissen besteht, Baudrexl ist nach wie vor mit Begeisterung bei der Sache.
Für welche Probanden eine Begleitung durch einen ehrenamtlichen Mitarbeiter in Frage kommt und wer von wem betreut wird, entscheidet der hauptamtliche Bewährungshelfer.
'Man schaut schon, dass es passt', erklärt Gall. Und weiter meint er: 'Es ist nicht jeder Proband begeistert: Was der eine als Unterstützung empfindet, ist für den Anderen schon Kontrolle.'