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Endlich ein Leben ohne Dienstplan

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Endlich ein Leben ohne Dienstplan

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    Urologe Dr. Günter Heim geht nach 31 Jahren Tätigkeit in Lindenberg in den Ruhestand Lindenberg (sen). Für Generationen von Patienten war er über 30 Jahre lang der kompetente Ansprechpartner bei urologischen Auffälligkeiten, Aufklärungsgesprächen oder Prostata-Operationen. Dr. Günter Heim, zieht sich nach 31-jähriger Tätigkeit als Urologe in Lindenberg ins Privatleben zurück und überlässt Praxis und Belegbetten im Lindenberger Dr.-Otto-Geßler-Krankenhaus seinen Kollegen Dr. Hans-Erwin Engels und Dr. Christian Riedl.

    'Das ist mein großer Vorteil gegenüber Krankenhausärzten: Während die angestellten Kollegen von einem Tag auf den anderen im Ruhestand sind, konnte ich mir die Zeit nehmen, mein Arbeitsleben langsam ausklingen zu lassen.' Obwohl Dr. Günter Heim am gestrigen Freitag seinen letzten offiziellen Arbeitstag als Urologe antrat, hatte der 64-Jährige seinen Praxisanteil bereits im Oktober 2002 an Dr. Christian Riedl abgegeben. Ab dieser Zeit fuhr der gebürtige Weilemer seine Arbeitszeit Stück für Stück zurück und widmete seine neugewonnene Freizeit dem Ski-Touren-Gehen, dem Langlauf und dem Radfahren. Dass Günter Heim nach seinem Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und einer mehrjährigen Tätigkeit an Krankenhäusern der Landeshauptstadt zurück ins Westallgäu kam, verdankt er einem Zufall: 'Ich hörte, dass die Generaloberin der Schwesternschaft des BRK plante, im Lindenberger Krankenhaus eine urologische Station aufzumachen.' Als seine Bewerbung Erfolg hatte, eröffnete er im August 1975 eine urologische Praxis in der Lindenberger Hauptstraße. Noch im selben Jahr übernahm Dr. Heim eine Belegabteilung im Dr.-Otto-Geßler-Krankenhaus. Der dreifache Vater und Opa von drei Enkeln erinnert sich noch genau, was er zu hören bekam, als er bei der Kassenärztlichen Vereinigung einen Kassensitz in Lindenberg beantragte: 'Ja wollen sie denn verhungern?', bekam der junge Urologe zu hören, und machte sich dennoch unverzüglich an die Gründung einer eigenen Praxis. 'Zu dieser Zeit war das Westallgäu ein weißer Fleck bezüglich der Urologie. Das Gebiet wurde von den Kliniken Ulm und Kempten versorgt', so Dr. Heim, dessen heutige Patienten bis aus dem Oberallgäu, dem Kleinen Walsertal und dem unteren Landkreis Lindau kommen. Sein erster Arbeitstag in den eigenen Räumen begann dann auch gänzlich unmedizinisch. 'Am Tag der Praxiseröffnung kam um neun Uhr früh der erste Patient, und ich stand noch in Jeans da und baute das letzte Regal meiner Praxiseinrichtung auf', erzählt der Mediziner. Ausschlaggebend für den Schritt in die Selbstständigkeit waren für den Familienvater die Arbeitsbedingungen als angestellter Krankenhausarzt. Heim: 'Bei einem Arbeitstag von teilweise 14 Stunden und den dazugehörigen Nachtschichten hatte ich oft tagelang nichts mehr von meinen Kindern.'Gleichzeitig reizte es ihn, eine komplette Krankenhausstation eigenverantwortlich aufbauen zu können. Auch die Patientenzahl in der Praxis stieg stetig an. Waren es im Jahr der Praxisgründung 1975 noch 54 operative Fälle, stieg die Zahl in den nächsten zehn Jahren auf 765 jährlich an. 1983 war der Arbeitsaufwand derart hoch, dass sich Günter Heim mit Dr. Hans-Erwin Engels Verstärkung ins Boot holte und mit diesem die Praxis gemeinsam betrieb. 'Dr. Engels war ein richtiger Glücksfall. Die Zusammenarbeit funktioniert bis heute bestens und ist von absolutem Vertrauen geprägt. Das Gleiche gilt auch für Dr. Christian Riedl, der 2002 zu uns gestoßen ist', so Dr. Heim. 1994 wurde die Praxis schließlich ins vierte Obergeschoss des Lindenberger Krankenhauses verlegt. Natürlich wird Günter Heim nicht gänzlich aus der Lindenberger Urologie verschwinden. Bei Urlaubsvertretungen und außerplanmäßigen Engpässen dürfen seine Kollegen auf ihn zurückgreifen. Allerdings freut sich der Mediziner auf ein Leben ohne Dienstplan: 'Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie das ist.' Bereits im Mai geht Heims Frau Elisabeth - sie ist Anästhesistin am Lindenberger Krankenhaus - ebenfalls in den Ruhestand. Und ab dann gibt es im Hause Heim endgültig kein Leben nach Dienstplan mehr.

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