Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Elf Pferde, zwei Esel und ihr Weg gen Süden

Allgäu

Elf Pferde, zwei Esel und ihr Weg gen Süden

    • |
    • |

    Zwei Börwanger tuckerten mit einem Traktor nach Südtirol Haldenwang-Börwang (sol). 'Langsam kommt man auch ans Ziel', sagt der Volksmund. Zwei Rentner aus Börwang können dies nur bestätigen, seitdem sie mit einem Traktor-Veteranen von Börwang nach Margreid an der Südtiroler Weinstraße getuckert sind. Drei Pässe und 300 Kilometer hat ihr 11 PS 'starkes' Gefährt mühelos in drei Tagen überwunden. Und die beiden 'Piloten' Schorsch Nußmann (63) und Armin Lerchenmüller (60) schwärmen noch immer von ihrer 'Traumreise der Langsamkeit'.

    Nein, 'Ötzi', den Eiszeitmann, haben die beiden Börwanger auf ihrer Reise vom Allgäu nach Südtirol nicht gesehen. 'Dafür aber viele freundliche Tiroler im Ötztal, Passeier- und Etschtal und die Südtiroler Weinstraße entlang', erzählt Schorsch Nußmann. Sein Copilot Armin Lerchenmüller erinnert sich an eine Pfarrersköchin in Vent, die erst kopfschüttelnd um das Traktorgespann gewandert ist, um dann festzustellen: 'Nette Esel seid\'s ihr, des muss i sagen.'

    Beleidigen habe die betagte Dame sicher nicht wollen, sind sich die Traktor-Reisenden sicher. Schließlich haben die beiden selbst an der Rückseite ihres Anhängers ein Schild angeschraubt, das allen Weggefährten verriet: 'Hier fahren elf Pferde und zwei Esel nach Südtirol.' Wen wundert\'s, dass Spaß und gute Laune aufkamen, wo immer die Börwanger Senioren auftauchten.

    Um Wein gewettet

    'Dabei entstand die ganze Geschichte aus einer Schnapsidee', erinnert sich Schorsch Nußmann. Bei einem 'Zeltfeschtle', das die Börwanger Feuerwehr mit der befreundeten Feuerwehr Margreid/Südtirol 1995 feierte, habe er lauthals verkündet, falls sein fast 70 Jahre alter 'Kramer'-Traktor 'noch lebt, tuckere ich damit zu euch nach Südtirol'. Die Kameraden aus Margreid wetteten mit Wein dagegen ­ und hätten fast recht behalten.

    Denn zum abgemachten Zeitpunkt konnte 'Schorsch', der reisefreudige Landwirt und Feuerwehrmann, aus Krankheitsgründen sein Versprechen nicht wahr machen. 'Doch vergessen hab\' ich\'s net', erzählt er, und auch, dass er ein Jahr später im Spätsommer 2001 seinen Spezl und Feuerwehr-Vorsitzenden Armin Lerchenmüller 'klammheimlich' über seine Reisepläne informiert und ihn dazu eingeladen hatte.

    Nacht- und Nebelaktion

    Der 60-Jährige sagte spontan zu, und weil sie kein Aufsehen im Dorf erregen wollten, packten sie in einer Nacht- und Nebelaktion zusammen, kuppelten an den Traktor-Oldie einen Anhänger und los ging\'s nach Süden. Übers Oberjoch ins Tannheimer Tal, den Gaichtpass ins Lechtal und hinauf zum Hantenjoch und hinab nach Imst bis ins Ötztal ging die erste Etappe.

    Stolz sind die zwei Börwanger Rentner, dass ihr 11 PS starkes Gefährt auf den Pässen sogar Radlern als Aufstiegshilfe diente, und sie 'wie die Jungen' im Igluzelt übernachteten und am Lagerfeuer kochten. Übers Timmelsjoch ging die 'Traumreise der Langsamkeit' weiter zum Südtiroler Passeiertal und am dritten Tag an Meran vorbei nach Margreid südlich des Kalterersees.

    'Die Mittagsglocken läuteten, als wir am Dorfplatz vorfuhren', erinnert sich Schorsch Nußmann. Für die nächsten Tage wurden die beiden Allgäuer von ihren Südtiroler Freunden gefeiert wie 'Rennsport-Piloten'. Lokalzeitungen schrieben über ihre kuriose Reise, und 'oft und oft' war ein gemeinsamer Gang in die Tiefen der Margreid Weinkeller angesagt. Denn die Kameraden ließen sich beim Einlösen des Wettversprechens nicht lumpen.

    Wie die weinselige Reise ausging? Für den vierräderigen 'Kramer' samt den zweibeinigen 'Piloten' auf einem Lastwagen zurück nach Börwang, wo die beiden Reisenden jetzt gern bei einem Viertele Wettwein von ihrer 'Traumreise der Langsamkeit' schwärmen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden