Die kurze Sporthose ist im Kleiderschrank verschwunden, das langärmlige Funktions-Shirt hat Einzug gehalten. Beim Gedanken an Sport im Freien kommt Gänsehaut auf. Von draußen nach drinnen. In einer neuen Serie wollte die AZ wissen, was sich für einen Sportler in der Übergangszeit von Sommer auf Winter ändert? Wie bereiten sie sich auf die kalte Jahreszeit vor? Zum Auftakt waren wir mit Schwimmer Boris Nazarov (17) vom TV Kempten 1856 unterwegs.
Kempten Gähnende Leere herrscht auf den Wiesen rund um das Kemptener Freibad. Gefrorene Grashalme knacken beim Laufen über die Wiese. Die Beckenränder sind mit Sandsäcken umringt und im Wasser schwimmen nur noch gelbe Blätter obenauf. Nicht einmal mehr den kleinen Zeh würde Schwimmer Boris Nazarov (17) vom TV Kempten 1856 ins Wasser recken. "Bei der Temperatur denkt man ja gleich ans Eisschwimmen", sagt der zweimalige bayerische Vizemeister, der diese Sportart seit seinem sechsten Lebensjahr betreibt.
Für Nazarov ist die Umstellung von Sommer auf Winter nicht sehr groß. "Ändern tut sich eigentlich nicht viel", sagt der Fachoberschüler. "Ich bin auch im Sommer morgens um halb sechs in der Halle gewesen".
Nicht mal die Badehose hatte sich der neuen Trainingsstätte angepasst. Sie ist immer noch kurz.
Am liebsten Brust und Delfin
Richtig genießen kann er die Freibad-Saison nicht. "Ich verbringe so viel Zeit im Wasser, da macht ein gemütlicher Nachmittag mit Freunden im Freibad gar nicht mehr so viel Spaß", erzählt der 17-Jährige, der am liebsten die Disziplinen Brust und Delfin schwimmt.
Lieber in der Halle trainieren
Im Sommer ist das Talent im Freien ins kühle Nass gesprungen, um die Trainingskilometer abzuspulen, jetzt zieht er seine Bahnen in der Halle. "Das Freibad war mit dem 21 Grad warmen Wasser schon zu kalt, um richtig trainieren zu können", sagt Nazarov. Er kann dem Training drinnen mehr abgewinnen. "Erstens sind die Wettkämpfe in der Halle und die Wassertemperatur liegt bei 26 Grad.
Zweitens kann ich die Kurzstrecken - die ich viel lieber schwimme - besser trainieren", sagt der 17-Jährige. Sein großes Ziel in dieser Saison ist die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft.
Sein Trainer Erik Hanold sieht hingegen auch die Nachteile vom Training im Hallenbad. "Drinnen sind die Bahnen nur 25 Meter lang. Draußen müssen sie doppelt so viel schwimmen, um zur Wende zu kommen. Das ist natürlich wesentlich anstrengender", erklärt der Coach des 17-Jährigen.
"Das Pensum", sagt Nazarov, "ist Sommer wie Winter gleich." Egal wo, er schwimmt morgens vier und abends sechs Kilometer. Am Ende freut er sich aber immer auf die Erholung - und die findet im Außenbecken statt: Bei 40 Grad warmem Wasser