Artikel: Eiskunstlaufen zum Nulltarif

6. Januar 2003 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Von Werner Kempf Oberstdorf Dass auch Sportvereine Probleme haben, neuen Nachwuchs zu rekrutieren, ist ein alter Hut. Deshalb ließen sich die Verantwortlichen der Eiskunstlauf-Abteilung im EC Oberstdorf etwas Besonderes einfallen. Von September bis Dezember haben die sechs Trainer kostenlos 60 Mädchen und Buben das Einmaleins auf Schlittschuhen beigebracht. Die Aktion ist sehr gut angenommen worden, sagt Marie Therese Kreiselmeyer, verantwortlich für die Sparte Eiskunstlaufim ECO. Dass von den 60 Kindern 20 übrig geblieben sind, die Gefallen daran haben, vielleicht eines Tages in die Fußstapfen eines Norbert Schramm zu treten, nennt Kreiselmeyer eine gute Ausbeute. Denn gerade in Oberstdorf sei das Wintersport-Angebot und damit die Konkurrenz besonders groß. Für Ski alpin, Langlauf, Skispringen oder Snowboard würden sich am Fuße des Nebelhorns viele Jugendliche interessieren. Damit diejenigen Mädchen und Buben, die sich für Eiskunstlaufen beim ECO entschieden haben, dem Club auch in den nächsten Jahren die Stange halten, wurde ein neues Konzept entwickelt. Da Eiskunstlaufen nicht ganz billig ist (Kreiselmeyer), soll künftig mehr in Gruppen unterrichtet werden. Wer sich zusätzlich noch weiterentwickeln möchte, der hat beim ECO die Möglichkeit, bei den Trainern Einzelstunden zu buchen. Um die Kosten für Schlittschuhe und Kleidung niedrig zu halten, gibt es eine Tauschbörse. Voraussetzungen, um am Unterricht im Eissportzentrum in Oberstdorf teilzunehmen, sind Spaß und Freude am Eislaufen, sagt die 52-jährige Abteilungsleiterin, die selbst Stunden gibt und es im Eistanzen zur deutschen Meisterschaft bei den Junioren brachte. Das beste Alter, die Schlittschuhe zu schnüren, sei zwischen fünf und sechs Jahren.

Kritisches Alter zwischen 14 und 15 Da viele Kinder auf Wettkämpfe brennen, gibt es für Acht- und Neunjährige bereits die ersten kleineren Wettkämpfe. Oder die Neulinge dürfen bei den Schaulauf-Veranstaltungen des ECO aufs Eis. Vor Publikum zu laufen, motiviert die Kinder enorm, weiß Marie Therese Kreiselmeyer. Wie in allen anderen Sportarten auch, springen die meisten Jugendlichen zwischen 14 und 15 ab und kommen dann später auch nicht wieder, hat die Eislauf-Chefin des ECO beobachtet. Gerade in dieser Phase sei es sehr wichtig, dass die Nachwuchsläufer von den Eltern unterstützt werden und Zuspruch erhalten, wenn es im Wettkampf einmal nicht wie erwartet läuft. Ehrgeizige Mütter, die ihre Kinder unter Druck setzen und von einer großen Karriere auf dem Eis träumen, gebe es nicht mehr, sagt Marie Therese Kreiselmeyer. Wer die Durststrecke während der Pubertät überstehe, habe gut Chancen, es national weit zu bringen. So wie Silvio Smalun, das Aushängeschild der Eislauf-Abteilung im Eissportclub Oberstdorf. Der sei bei den nationalen Titelkämpfen am Wochenende in Oberstdorf fantastisch gelaufen und habe den Konkurrenten Stefan Lindemann (Erfurt) uns Andrejs Vlascenko die Grenzen aufgezeigt. Smalun sei mit seinem deutschen Meistertitel ein wichtiger Werbeträger für den Verein. Denn Spitzensport gehöre neben dem Breitensport im ECO zu den Säulen des Clubs. Wenn Smalun, dem Vorzeigeläufer des Eissportclubs, bei der Europameisterschaft in zwei Wochen in Malmö (Schweden) eine ähnlich gute Vorstellung wie am Wochenende gelingt und er eine gute Platzierung erzielt, profitiere auch der ECO davon. Denn Marie Therese Kreiselmeyer hofft, dass dann wieder ein paar Kinder beim EC Oberstdorf einen Aufnahmeantrag ausfüllen und die Schlittschuhe schnüren. Berichte über die Deutsche Meisterschaft siehe Hauptsport und Allgäu-Sport.