Nachdem Mühlen fast allerorten im Umland an den Bächen zu finden waren, gibt es inzwischen nur noch eine einzige Mühle, die als solche besteht - wenngleich die Alte Mühle zu Pforzen jetzt ein Museum ist. Franz Rotter betreibt diese Dauerausstellung privat: "Die Mühlenerhaltung ist sehr teuer und unsere Mühle hat allein schon über 100 Fenster", erklärt der 57-jährige Landwirtschaftsmeister.
Doch Rotters Mühle im Wertachtal ist nicht nur groß und einzigartig im Kaufbeurer Umland, sondern auch historisch bedeutend. Wann die erste Mühle in Pforzen an einem Triebwerkskanal der Wertach stand, ist nicht mehr nachvollziehbar - 1345 sei erstmals eine Mühle dort erwähnt worden, weiß Georg Abröll, von der Bezirksheimatpflege Schwaben. Rotter geht sogar von einer Urkunde aus dem Jahr 897 aus. Doch 1573 brannte ein Vorgängerbau ab, ob durch Brandstiftung oder eine Staubexplosion, wie sie früher in Mühlen nicht unüblich waren, ist nicht bekannt. Der damalige Abt Thomas Hofmann von Irsee verfügte unverzüglich, eine neue Mühle bauen zu lassen. Mit Tuffsteinen von der Schleifmühle, Ziegeln aus Irsee und Bollersteinen aus der Wertach wurde ein größeres steinernes Gebäude geschaffen.
19 Müller taten bis zur Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts dort ihren Lehensdienst, danach gab es neun Besitzer, ehe Rotters Vater die Mühle 1962 übernahm. Allerdings zu einem ungünstigen Zeitpunkt, denn in den Jahren schlitterte die Branche in eine schwere Krise: Die meisten Mühlen wurden damals geschlossen, nachdem die Müller oder Besitzer sich von finanziellen Anreizen des Staates für eine Schließung ködern ließen. Die Familie Rotter tat das aber nicht, erzählt Franz Rotter junior stolz. Sie führten noch bis 1986 einen Getreide- und Mehlhandel, aber konzentrierten sich nach 1966 auch auf die Landwirtschaft.
Dort waren auch viele ehemalige Müller tätig: "Viele Müller hatten nämlich noch eine Landwirtschaft nebenbei." Daneben wurden aber auch nicht selten Sägen weiterbetrieben. In Pforzen wurden 1913 nach dem Tod von Besitzer Anton Weinberger Mühle und Säge getrennt. Dabei hatte die Säge mit ihrer Turbine Energie für zwei Bügeleisen und eine 15 Watt-Glühbirne zu liefern, soll im Testament gestanden haben, erläutert Rotter. 1993 erwarb er die Wasserrechte zurück und liefert nun regenerative Energie. Jetzt sind in der Mühle, einem "zweigeschossigen Satteldachbau mit drei zu acht Achsen" (Tillmann Breuer), Produktionstechniken von früher ausgestellt (siehe Infokasten) - und alle seien in Betrieb gewesen, versichert Rotter.
Einmal im Jahr werde der Produktionsablauf auch noch in Gang gesetzt. Früher hatte die Mühle einen Einzugsbereich von rund 100 Kilometern und 25 Leute arbeiteten dort. "Unsere treueste Kundschaft waren die alten Gablonzer, und unser Mehl wurde vom Kaufbeurer Dekanat zum Backen von Hostien genommen", erzählt Rotter. Heute gilt das Mühlenmuseum als ein "überregional bedeutendes Denkmal", lobt Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl.