Oberallgäu | ton | Noch gibt es sie in grau, in braun oder in schwarz. Mal mit einem Zick-Zack-Band auf dem Rücken, mal ohne. Doch die Kreuzotter gehört im Allgäu zu den stark bedrohten Tierarten, ihr Bestand ist erheblich zurückgegangen. Begegnete der Wanderer ihr vor Jahren im heimischen Wald, in den Moorgebieten oder in den niederen Gebirgslagen häufig, gibt es heute nur noch vereinzelt Restexemplare.
Dabei bedeute das Vorkommen einer Kreuzotter, dass es dort besonders exklusive Lebensräume mit seltenen Pflanzen und Tieren gebe, erklärt Stefan Pscherer, Fachreferent für Naturschutz bei der Regierung Schwaben. 'Im Oberallgäu ist sie noch im Wirlinger Wald bei Buchenberg, in den Mooren zwischen Immenstadt und Burgberg sowie im Kempter Wald vertreten', sagt er.
Dort dominierten besonders die schwarzen Exemplare der Schlange, auch 'Höllenotter' genannt. 'Wo die Durchschnittstemperaturen relativ niedrig sind, legt sich das Reptil die schwarze Farbe zu, um die Sonne und damit Wärme besser aufnehmen zu können', weiß der Fachmann. Trotz dieser Anpassungsfähigkeit sind Kreuzottern laut Pscherer aber durch die veränderten klimatischen und standortlichen Bedingungen bedroht. Baumaßnahmen oder Aufforstungen zerstörten ihre Lebensräume an Waldrändern und Lichtungen. Hinzu komme, dass das giftige Reptil einst gefürchtet und bekämpft wurde. 'Dabei ist das Tierchen sehr scheu und bekommt regelrecht Panik, wenn ein Mensch in der Nähe ist', schildert Pscherer. So verschwinde es bereits, bevor der Wanderer es überhaupt entdeckt habe: 'Wer eine sieht, kann sich glücklich schätzen.'
Festes Schuhwerk schützt
Pscherer versichert, dass die Kreuzotter nicht angreife, solange nicht auf sie getreten wird. Festes Schuhwerk schütze dabei. 'Da das Reptil wechselwarm ist, bewegt sie sich generell nur langsam', erklärt der Experte. Deshalb werde es seine Energie eher zum Flüchten einsetzen. Sollte es dennoch zu einem Biss kommen, muss ein Antiserum gespritzt werden. Da die Zahl der Unfälle mit der einzigen giftigen Schlangenart in Deutschland seit den 60er Jahren rapide gesunken sei, müsse das Gegenmittel oft sogar aus Österreich importiert werden.
Um die unter Artenschutz gestellte Kreuzotter zu retten, hat das Landesamt für Umweltschutz jetzt ein Artenhilfsprogramm gestartet. Gemeinsam mit der Allgäuer Moor-Allianz soll versucht werden, ehemals besiedelte Gebiete zu renaturieren. Dafür sind Kenntnisse über aktuelle Vorkommen wichtig. Wer eine Kreuzotter beobachtet hat, sollte das der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt melden.