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Einmal Märchenwelt und wieder zurück

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Einmal Märchenwelt und wieder zurück

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    Oberallgäu/Wien - Es war einmal vor langer, langer Zeit. So beginnen Märchen für gewöhnlich. Dieses Märchen beginnt ein wenig anders. Nämlich in einer tristen Flughafenhalle, morgens um sechs. Nicht gerade der Ort, an dem man bezaubernde Prinzessinnen vermuten würde. Aber genau dort, im Grau und Weiß der Wartehalle, sitzen an diesem Morgen 15 hübsche Frauen. Und wie das im Märchen so ist, träumen viele von ihnen einen Prinzessinnen-Traum. Einen Traum von Glanz und Glitzer und davon, die Schönste im ganzen Land zu sein. Denn wie bei den Gebrüdern Grimm, wird auch in dieser Geschichte am Ende eine von ihnen erwählt. Nur nicht von einem Prinz, sondern von der Leiterin der Bregenzer Fluggesellschaft Intersky, Renate Moser. Nicht ohne die Hilfe einer 'guten Fee' allerdings. Während die jungen Frauen im Dämmerlicht in Friedrichshafen auf ihren Flug nach Wien warten, beginnt die 'Fee', ihre Wünsche zu erfüllen: Eine gewaltige Sponsoring-Maschinerie wird die Mädchen vom ersten Imbiss in der Luft bis zum Disko-Besuch spät in der Nacht bei jedem Schritt begleiten. Prinzessinnen, die im normalen Leben die Schulbank drücken oder als Einzelhandels-Kauffrauen arbeiten. Noch aber ahnen die jungen Frauen nicht, was sie in Wien erwartet. Beim Anblick von einem Dutzend Sportwagen, das sie - in Wien angekommen - zum Hotel in bester Stadtlage bringen soll, geraten die Mädels völlig aus dem Häuschen. Trotz aller Aufregung: Wenn die Kameras klicken, dann wissen die jungen Frauen, was sie zu tun haben. Sie setzen ihren Körper in Szene und lächeln tapfer, selbst wenn die Füße in den hohen Schuhen höllisch schmerzen. Die Schmerzen in den Beinen sind nicht das Einzige, was auf den Fotos und Fernsehbildern später nicht zu sehen sein wird. Auch die vereinzelten Rempler bei dem Wettstreit um den besten Platz beim Gruppenbild tauchen dort nicht auf. Dennoch: Während der Besichtigungstour durch Wien ist von Konkurrenzkampf nur selten etwas zu spüren. Die Mädels machen Smalltalk, wie es sich für Prinzessinnen eben gehört. Unterdessen ist es Zeit für die Proben.

    Wer hat wann wo und wie zu stehen - bald zwei Stunden lang hört man im Atrium des Hotel de France, in dem die Show über die Bühne geht, das Klapp-Klapp der hohen Absätze. 'Jetzt die elf, die 14, die 15, 16 und die 18', ruft die Choreografin - abwechselnd treten die fünf Frauen mit der Nummer am Handgelenk nach vorne, die Hüften wippen bei jedem Schritt, die Augen sind auf ein imaginäres Publikum gerichtet - nur ein Lächeln will bei all der Anspannung nicht immer gelingen. Dann geht es hinauf zur Anprobe der Abendgarderobe. 'Das sieht ja furchtbar aus an mir, kann ich nicht etwas anderes anziehen?' - die blonde Schöne ist verzweifelt. Denn das Kleid will einfach nicht da sitzen, wo es hingehört. Nur gut, dass es da einen gibt, der für solche Situationen gerüstet ist - Dieter Buchstab, Event-Manager und Mädchen für alles. Er verteilt Sicherheitsnadeln und Komplimente, ruft seine 'Ladies' zum Foto und hin und wieder auch zur Ordnung und hat stets im Kopf, wo sich die nächstgelegene Toilette befindet. Und - was ist es, das die Mädels an Miss-Wahlen teilnehmen lässt? Der Traum von der großen Model-Karriere? 'In einigen Fällen bestimmt', meint Buchstab. Und dann gibt es da ja auch noch die Preise. Diesmal gewinnt die Siegerin unter anderem zwei Urlaubsreisen. Eine attraktive Sache, findet eine Österreicherin, die vor diesem Wochenende noch nie mit dem Flugzeug geflogen ist. Schließlich ist es soweit: Hotel-Atrium und Gläser füllen sich. Die Stunden, die folgen, sind wie der Sekt, der an diesem Abend in Strömen fließt: perlend, leicht - und zu Kopf steigend. Schöne Frauen, schlanke Körper, nackte Haut, Prominenz (wie die Opernball-Legende 'Mörtel' Richard Lugner) und die führenden Köpfe florierender Wirtschaftsunternehmen. Ein Abend der Inszenierung. Dann hat die Jury ihren Auftritt, den Mädchen steht die Aufregung ins Gesicht geschrieben. Jubel am Ende bei der 19-jährigen Janina Fischer aus dem Oberallgäuer Dietmannsried, die strahlend die Stufen hinab steigt und mit glühenden Wangen Schärpe und Krone entgegen nimmt. Während die neue Märchenprinzessin die ersten Interviews gibt, macht sich bei den anderen Enttäuschung breit. Wie bei Abba. 'The winner takes it all' - der Sieger bekommt eben alles. Ursachenforschung an der Hotelbar. Und der Vorsatz, sich - schon wegen des glänzenden Festes - nicht umwerfen zu lassen. 'Miss-Wahlen sind wie ein Lotteriespiel', meint eine dunkelhaarige Schweizerin: 'Mal gewinnst du und ein andermal hast du halt Pech.'

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