Von Michael Denkinger, Memmingen/Unterallgäu Die Fronten im Amendinger Sportheim sind verteilt. Sind die Roten der 'Red Bavaria Aumadenga' in der Überzahl, wird das Bundesliga-Fußballspiel des FC Bayern im Fernseher angeguckt, werden mehr Blaue 'Sechz'ger' gesichtet, bestimmen die Münchner 'Löwen' das Programm. Wer an diesem Samstag gucken darf, ist bis dato ungeklärt. Klar ist, dass bei den organisierten Bayern- und Löwen-Anhängern in der Region derzeit richtig etwas geboten ist. Zwei Begriffe beherrschen den rot-blauen Fan-Alltag: 1. Hitzfeld, 2. Abstieg. Hermann Rinninger ist ein Roter. Genauer gesagt, er ist der Vorsitzende der 'Red Stars Attenhausen', einem Bayern-Fan-Club mit etwa 210 Mitgliedern. Der harte Kern der Schlachtenbummler aus dem Unterallgäu hat seine Idole jüngst nach Dortmund, Köln und Stuttgart begleitet, ferner das Heimspiel gegen Bremen live im Olympiastadion verfolgt - und dabei teils kollektiv den Kopf geschüttelt. Rinninger: 'Das war eine Sauerei, was die gespielt haben. Wir müssen unser Geld sauer verdienen und fahren überall hin - und dann sowas.' Dies ist der Grund, warum Rinninger sagt, man könne jetzt nicht alles nur Trainer Hitzfeld in die Schuhe schieben. Wenngleich er erkannt haben will, dass der erfolgreichste Bayern-Coach aller Zeiten zuletzt hilflos wirkte. Deshalb sei er nicht überrascht gewesen, als die Meldung von der Entlassung Hitzfelds vorgestern bekannt wurde. 'Ich finde, dass er zu wenig auf die Jungen gesetzt hat.' Ein Punkt, der für den neuen Bayern-Trainer Felix Magath sprechen müsste - der kam ja in Stuttgart gut klar mit den Talenten.
Rinninger sieht das ähnlich und hält von der Partnerschaft Bayern/Magath dennoch nix. 'Magath passt überhaupt nicht nach München - das wird enden wie bei Otto Rehhagel.' Wir erinnern uns: Der aktuelle griechische Nationalcoach Rehhagel kam einst aus Bremen nach München, um Titel zu holen, stattdessen musste er vorzeitig gehen. Der Trainer-Debatte zum Trotz werden die Roten Sterne aus Attenhausen am Samstag bei Hitzfelds Abschiedspartyn dabei sein, und die Bayern-Fans aus Amendingen werden sie gleich mitnehmen, wenn die denn wollen. Und die wollen oft, was die Vergangenheit deutlich gezeigt hat. Maria Demmeler, Schriftführerin der 'blauen' Amendinger hat nichts dagegen - im Gegenteil: Wenn die Roten weg sind, haben die Löwen-Fans den Fernseher für sich und können ohne Häme trauern, sollte der TSV 1860 München die Bundesliga verlassen müssen. Maria Demmeler, deren Mann Peter dem Fan-Club vorsteht: 'Ich hoffe noch, klar - aber sicher bin ich mir nicht, ob das noch reicht.' Und dann sagt sie einen Satz, der ihr am Samstag einen Platz in der hintersten Reihe des Clubheims einbringen könnte: 'Wer weiß, vielleicht hätte der Abstieg etwas Positives, man könnte einen Neuanfang starten.' Bei den 'Löwen' in Legau wird ebenfalls gehofft - 'auch wenn man dafür sehr viel Kraft braucht', gesteht Erich Schieß. Der Legauer Löwen-Chef, der mit seiner Einschätzung 'Falko Götz bleibt Trainer, Sechzig in der Bundesliga', die er vor einigen Wochen der MZ in den Block diktiert hat, vermutlich völlig daneben lag, wird sich das Finale am Samstag im kleinen Kreis anschauen. Eine Fan-Fahrt nach Mönchengladbach ist nicht geplant: 'Der Löwen-Sonderzug ist ausgebucht, alle Eintrittskarten vergriffen.' Einen Ausflug wird Schieß an diesem Wochenende aber dennoch unternehmen. Der hauptberufliche Busfahrer kutschiert am Sonntag einen Club in die Ferne. Womöglich bleibt ihm also nicht mal Zeit zum Trauern. i Wer in Amendingen im Vereinsheim am Samstag, ab 15.30 Uhr mit den Bayern-Fans und/oder den 'Löwen' mitfiebern möchte, ist willkommen. Wer mit den Bayern aus Attenhausen und Amendingen zum Spiel nach München fahren möchte, wählt die Telefonnummer (08336) 7191. Achtung: Plätze im Bus sind zwar noch vorhanden, Eintrittskarten gibt es jedoch über die Fan-Clubs keine mehr.