Es geht weiter bei der Allgäuer Alpenwasser AG in Oberstaufen. Zwar hatte der Mutterkonzern Frankenbrunnen vor zwei Wochen das 'endgültige Aus' für das Getränkeunternehmen verkündet. Aber jetzt kommt alles anders.
Der einheimische Investor Felix Schädler übernimmt den Betrieb zum Jahreswechsel und führt ihn fort. Wie am Freitag aktuell berichtet, wurde der Verkauf am Donnerstag beurkundet. Bis tief in die Nacht saßen die Geschäftsführer Gerd Berger (Alpenwasser) und Herbert Dörfler (Frankenbrunnen) mit Schädler beim Notar. Der Kaufbetrag wurde nicht genannt.
Der Investor übernimmt nicht die Aktiengesellschaft selbst. Er kauft die Marken, die Produktionsanlagen und alle 13 Quellen. Die 17 Mitarbeiter will er weiterbeschäftigen. Das Unternehmen führt er als GmbH weiter: 'Die Rechtskonstruktion einer Aktiengesellschaft ist bei dieser Größe nicht notwendig.' Seit Mai waren die Schließungspläne bekannt. Kunden orientieren sich neu, Wettbewerber wie die Mineralbrunnen Krumbach GmbH aus Kisslegg drängen auf den Markt. Die Politik schaltete sich ein, um das kleine Oberstaufner Unternehmen mit seiner imageprägenden Präsenz in der Tourismusregion zu erhalten. Der Oberallgäuer Altlandrat Gebhard Kaiser und Oberstaufens Bürgermeister Martin Beckel moderierten Gesprächsrunden mit Brauerei- und Lebensmittelunternehmern aus der Region. Kaufinteresse zeigten zuletzt ein Oberstaufner Hotelier und ein Getränkegroßhändler aus der Pfalz. Der machte vor rund vier Wochen einen Rückzieher. Der Hotelier unternahm darauf mit Berger einen Versuch mit einem Konzept, das man grundsätzlich als tragfähig betrachtete. Es scheiterte trotzdem: Letztlich war nur die Zeit zu knapp, um die Finanzierung zu sichern. Frankenbrunnen erklärte: Es bleibt bei der Schließung. Doch dann kam überraschend Schädler mit einem Angebot und gesicherter Finanzierung. Der 48-Jährige ist Architekt und hat mit der Getränkebranche nichts zu tun. Warum er trotzdem einsteigt? Vor zwei Wochen las er morgens in unserer Zeitung, dass Frankenbrunnen das endgültige Aus für den Betrieb verkündet hatte. 'Verdammt, das darf nicht sein', dachte sich der Oberstaufener - und fuhr spontan nicht ins Büro, sondern zur Alpenwasser AG. Er schaute sich den Betrieb an, sah Unterlagen durch - und kam zum Schluss: 'Das Unternehmen lebt, die Marken entwickeln sich gut.' Und machte ein Angebot. Der Trend zu regionalen Produkten ist bei Verbrauchern und Gastronomie im Allgäu klar erkennbar', erklärt Schädler, wieso er an das Unternehmen glaubt: Warum sollte man mit 'idealen Marken' wie Allgäuer Alpenwasser und Stolzenbacher Gebirgswasser nicht Erfolg haben? Dass bereits Umsätze weggebrochen sind, ist dem Investor klar: 'Der gefährlichste Faktor ist nicht die Vergangenheit - sondern die unmittelbare Gegenwart: Welcher Kunde springt ab? Was ist bei dem Hickhack um die Schließung schon verloren gegangen?' Schädler sprach mit den Großabnehmern: Alle hätten zusagt, weiter bei Alpenwasser zu kaufen. So, sagt er, könne man es packen. Die Mitarbeiter erlebten seit Mai ein zermürbendes Hin und Her. Ein Sozialplan war längst ausgehandelt. Am Freitag erfuhren die Beschäftigten, dass es weitergeht. 'Alle sind froh', sagt Ottmar Sigel-Schillinger vom Betriebsrat: 'Die Belegschaft steht voll dahinter.' Der Investor habe 'überzeugend dargestellt, dass er an das Unternehmen und die regionale Marke Alpenwasser glaubt.'