Nach einer Befragung des Landratsamtes Ostallgäu aus dem Jahr 2005 hatten damals 27 von 45 Ostallgäuer Kommunen Einheimischenmodelle, erklärt Stefan Mohr, Abteilungsleiter Soziales im Landratsamt. Die anderen Gemeinden hatten andere Kriterien bei der Baulandvergabe oder der Gemeinderat entschied von Fall zu Fall. Doch die Zahl der Bauanträge ging in den vergangenen Jahren deutlich zurück. Beispielsweise für Einfamilienhäuser: Hier sanken die Bauanträge im Ostallgäu von 201 im Jahr 2001 auf 127 im Jahr 2007.
In Marktoberdorf existiert seit 2003 ein Modell für die Vergabe von Bauplätzen, das auf einem Punktesystem basiert. "Das heißt aber nicht, dass Auswärtige benachteiligt werden", sagt Bürgermeister Werner Himmer. Auch sie könnten beim Wettbewerb um Bauplätze im wahrsten Sinne des Wortes punkten. Trotzdem will Himmer das Modell überdenken: "Wir werden dieses Modell mit Sicherheit im Stadtrat diskutieren und überlegen, ob wir es nicht anpassen sollen."
Keine grundsätzliche Auflösung
Ähnliche Überlegungen gibt es in Biessenhofen. "Uns ist bewusst, dass der Zuzug von außen aufgrund der demografischen Entwicklung immer wichtiger wird", sagt Rathauschef Wolfgang Eurisch. Es werde zwar keine grundsätzliche Auflösung des Einheimischenmodells geben, so Eurisch, doch es werde über Modifizierungen nachgedacht.
"Das Einheimischenmodell ist kontraproduktiv, wenn eine Gemeinde wachsen will", meint dazu Obergünzburgs Bürgermeister Lars Leveringhaus. Und obwohl seine Gemeinde "nicht zwingend wachsen" müsse, habe man das Einheimischenmodell "schon seit längerem aufgegeben". Außerdem würde es sich für die Kommunen nicht lohnen, teueres Bauland lange Zeit für Einheimische vorzuhalten, denn das bedeute "große Kosten".
Auch die Gemeinde Unterthingau hat ihre Bemühungen um den Zuzug von Auswärtigen verstärkt und das Einheimischenmodell schon länger gelockert. "Es gibt für die zukünftige Vergabe von Bauplätzen noch keine Richtlinien, aber wir befassen uns gedanklich damit", erklärt Bürgermeister Wolfgang Schramm. Man wolle die Zahl der Einwohner in den nächsten Jahren erhöhen und den Ort vor allem für junge Familien attraktiv machen.
Allerdings heißt das nicht, dass er die Einheimischen damit benachteiligen will: "Ich würde einen eventuellen Bonus für Einheimische befürworten", sagt er.
"Ein echter Kraftakt"
In Görisried ist man noch einen Schritt weiter als in der Umgebung. Dort hat man das Einheimischenmodell vor längerem gelockert: Als Einheimische behandelt werden allgemein Ost- und Oberallgäuer sowie Menschen, die ihren Arbeitsplatz am Ort haben. "Wir wollen Abwanderungen verhindern, indem wir jungen Familien erschwinglichen Baugrund verschaffen", sagt Bürgermeisterin Thea Barnsteiner. Man habe die nötige Infrastruktur wie Kindergärten und Schulen und die wolle man halten. Angesichts des demografischen Wandels sei dies "ein echter Kraftakt". Barnsteiner: "Wenn die jungen Leute hier bleiben, ist das schon ein Plus."