Trudl Heckmair persönlich griff zur Schere, um den Anderl-Heckmair-Gedächtnis-Pfad zu eröffnen. Natürlich freue sie sich, dass man nun am Söllereck auf den Spuren ihres Mannes wandern könne - doch die Ehre gebühre Anderl, nicht ihr. Rasch nach seinem Tod im Jahr 2005 hatte der Markt Oberstdorf entschieden, einen Gedächtnisort für den weltberühmten Bergsteiger zu schaffen, der vor allem mit der Erstbesteigung der Eiger Nordwand in die Alpingeschichte einging und 66 Jahre seines langen Lebens in Oberstdorf verbrachte.
"Solange nichts passierte, ließ er nichts von sich hören"
Sorgen um ihren Mann habe sie sich nie gemacht, erinnert sich Trudl Heckmair zurück - auch wenn er wieder einmal bis zu einem Vierteljahr fort war. Die simple Vereinbarung zwischen dem Ehepaar lautete: Solange nichts passierte, ließ er nichts von sich hören. "Dadurch war ich beruhigt", sagt die 77-Jährige und ergänzt: "Er wusste schließlich, dass er stets umdrehen kann." Schwierigkeiten habe er meistern wollen, Risiken aber ging er nicht ein - vor allem nicht, wenn er die Verantwortung für andere trug.
Auch im hohen Alter noch gab Anderl Heckmair seine Begeisterung für die Berge weiter. Auf geführten Wanderungen sprach er - auch noch im gesegneten Alter von 90 Jahren - über die Geologie und seine Frau Trudl über Botanik. Eben jene Strecke, die die beiden häufig für geführte Wanderungen am Söllereck wählten, wurde nun zum Anderl-Heckmair-Gedächtnis-Pfad ernannt. An fünf Infotafeln erfahren die Wanderer Wissenswertes aus verschiedenen Stationen seines Lebens. Los geht es an der Bergstation der Söllereckbahn über die Sölleralpe und den Söllerkopf bis zur Alpe Schlappold am Fellhorn.
Anderl Heckmair sei einer gewesen, der sich trotz aller Verlockungen seiner Zeit selbst immer treu blieb", betonte Thomas Dünßer, Vorsitzender des Bergführervereins. Er bezeichnete den Wahloberstdorfer als Extremsportler der Spitzenklasse, der aber nie an Bodenhaftung verloren habe. Der Weg solle nun dazu dienen, eines großen Mannes der Berge zu gedenken und dessen Motto ("Es kommt nicht auf die Leistung, sondern das Erlebnis an") zu verstehen.