Kempten | be | "Das ist eine Watschn für die CSU und auch für mich unerfreulich." So kommentierte der alte und neue Landtagsabgeordnete im Stimmkreis 709 Kempten-Oberallgäu, Thomas Kreuzer (CSU), gestern das Wahlergebnis seiner Partei und sein persönliches. Der 49-Jährige wurde zwar erneut aus Kempten und dem nördlichen Landkreis Oberallgäu direkt in den Landtag gewählt, jedoch mit wesentlich weniger Stimmen als erwartet.
Während die CSU im Stimmkreis knapp über dem Bayerntrend 44,4 Prozent holte, kreuzten den Direktkandidaten Kreuzer weit über vier Prozent weniger (nämlich 40,2 Prozent) auf dem Stimmzettel an. Im Vergleich zu 2003 verloren Kreuzer und die CSU rund 20 Prozent.
Sichtlich nervös wirkte CSU-Kandidat Kreuzer schon während des Wahlkampfs. Als gestern abend bei der Wahlparty in Kempten das Desaster der Bayern-CSU bekannt wurde, war die Stimmung mehr als getrübt. Die Anspannung stieg, als nach und nach die Ergebnisse aus dem Stimmkreis eintrudelten: Zweitstimmen: 44,4 Prozent CSU, 10,5 Prozent SPD, 13,9 Prozent Grüne, 11,5 Prozent Freie Wähler, 8,6 Prozent FDP.
Erststimmen: 40,2 Prozent Thomas Kreuzer (CSU), 10,6 Prozent Ilona Deckwerth (SPD), 9,9 Prozent Thomas Gehring (Grüne), 17,1 Prozent Ulrike Müller (FW) und 11,2 Prozent Stephan Thomae (FDP).
Damit, so Kreuzer, bewege sich der Stimmkreis 709 im bayernweiten Trend. Und sein persönliches Abschneiden? "Nicht zufriedenstellend", meint der Jurist. Der Grund? "Sehr aktive Gegenkandidaten aus dem bürgerlichen Lager", findet Kreuzer und ein Abstrafen der CSU-Führungsleute - und damit sei auch er gemeint: "Wem die Politik stinkt, dem stinkt auch das Führungspersonal."

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Und Gründe, die seine Person betreffen? Dass auch die eine Rolle spielen, lasse sich nicht vermeiden, meint der stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Landtag - verweist aber immer wieder auf das schlechte Abschneiden der Christsozialen bayernweit. Damit habe er nicht gerechnet. Dass es Verluste geben werde, ja, aber dieses Ergebnis sei "überraschend schlecht".
Allein in der Stadt Kempten rutschte die CSU bei den Zweitstimmen von 58,6 Prozent (2003) auf 41,1 Prozent. Kreuzer, der sich bei der letzten Wahl mit seinem Ergebnis von 57,9 Prozent noch kaum von den Zweitstimmen unterschied, holte gestern nur noch 37, 1 Prozent - und sank damit als erster christsozialer Direktkandidat seit über 40 Jahren auf unter 50 Prozent.