Marktoberdorf/Altdorf | vit | Vermutlich im November beginnt die Suche nach heißem Wasser mehr als 3500 Meter unter Altdorfer Flur. Wie Martin Gleich von der Geothermie Allgäu GmbH bestätigte, zieht dann der Bohrturm, der momentan bei Mauerstetten tief in die Erde eindringt, in die Nähe von Altdorf. Dass dort gebohrt wird, so Gleich, sei so gut wie sicher. Der genaue Standort für den 57 Meter hohen Bohrturm sei aber noch offen.
Unternehmen aus Island
Geothermie Allgäu und das isländische Unternehmen Exorka besitzen im Voralpenland vier Bohrbezirke (Claims), auf denen in großem Umfang Erdwärme genutzt werden soll. In rund 4000 Metern Tiefe finden sich im bayerischen Molassebecken nämlich Schichten mit 120 bis 130 Grad heißem Wasser. Dieses will man anzapfen und das Wasser an die Oberfläche befördern. Dort gibt es zwei Nutzungsarten: Stromerzeugung und Heizenergie.
In Mauerstetten ist der Bohrer bereits mehr als 1000 Meter in die Tiefe vorgedrungen. Weithin sichtbar kündet der Bohrturm von den Arbeiten, die bis November dauern sollen. Exorka plant dort ein Kraftwerk zu erstellen, das eine Leistung von vier bis fünf Megawatt hat. Das genügt, um mehr als 10 000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Gleichzeitig will die Gemeinde nach erfolgreicher Bohrung ein Wärmenetz aufbauen. Mit der Heizenergie könnte man eine Stadt von der Größe Kaufbeurens bedienen.
Pumpversuche bei Mauerstetten
Das heiße Wasser aus der Erde sei zum einen eine umweltfreundliche Energie, zum anderen, so Gleich, komme diese Wärme wesentlich günstiger, als mit Öl oder Gas zu heizen. Wie ergiebig die Wärmequelle sprudelt, wird sich im April zeigen, wenn erste Pumpversuche starten. Aufgrund seismischer Untersuchungen rechnen die Experten aber mit rund 80 Litern heißen Wassers pro Sekunde.
Sind zwei Bohrlöcher in die Tiefe vorgetrieben, kann bei Mauerstetten die Kraftwerkstechnik installiert werden. Dafür braucht man rund einen Hektar Platz, so Gleich. Das Betriebsgebäude habe in etwa die Größenordnung eines Aussiedlerhofs.
Wenn in Mauerstetten Strom und Wärme produziert werden, wird bei Altdorf gebohrt. Doch die Geologen müssen noch den idealen Standort ermitteln. Gleich verrät nur so viel: Der 1500 Tonnen schwere Bohrturm wird wohl südlich oder nördlich der Bundesstraße 12 bei Altdorf aufgerichtet. Bei der Standortsuche spielen auch die Pläne für die Umgehung Marktoberdorf und die Rücksicht auf Naturdenkmäler, Hochwasserflächen und prägende Bauwerke wie Lorettokapelle und Ottilienberg eine Rolle.
Noch weitere Standorte
Altdorf soll nicht der letzte Standort für den Bohrturm sein. Exorka verfügt über insgesamt vier Claims: Mauerstetten, Bidingen, Altdorf und Weilheim. Auf jedem Claim seien mehrere Kraftwerke denkbar, da sie ein Gebiet von mehreren hundert Quadratkilometern umfassen. Und Experten sehen in der Erdwärme einen wichtigen Faktor beim Umstieg auf erneuerbare Energien.
Wärmenetz von Kommune
Verhandelt werden muss noch, wer die Wärme nutzt. Denn Exorka gewinnt zwar Strom, die Heizenergie zu vermarkten, überlässt die Firma aber Partnern. Laut Gleich kommen dafür die regionalen Energieversorger genauso in Frage wie die Stadt Marktoberdorf oder die Gemeinde Biessenhofen.