Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Eine Volkskrankheit, die gefährlich werden kann

Allgäu

Eine Volkskrankheit, die gefährlich werden kann

    • |
    • |

    Buchloe (goo). - Dem 'brennenden Warnzeichen' auf der Spur war der Frankfurter Chefarzt Prof. Dr. Wolfgang Rösch bei seinem Vortrag über Sodbrennen in der Volkshochschule Buchloe. Rösch gestaltete sein Referat unter der etwas flapsigen Überschrift 'Hilfe für Tagrülpser und Nachtbrenner' äußerst kurzweilig und anschaulich und gab den Zuhörern im Anschluss fachkundige Ratschläge. 'Sodbrennen kann harmlos sein, man kann aber auch daran sterben', mahnte der Chefarzt gleich am Anfang und führte eine Statistik an, derzufolge sich die Zahl der Menschen, die unter 'gastroösophagealem Reflux' leiden, von 1970 bis 1995 verzehnfacht hat. Mittlerweile seien etwa 50 Millionen Europäer davon betroffen. Es bestehe kein Zweifel daran, dass es sich bei der im Englischen als 'Burning Heart Disease' (brennendes Herz) bekannten Krankheit um eine Wohlstandserscheinung handle. Denn sie trete hauptsächlich in Europa und Nordamerika auf, wohingegen sie in Afrika, Asien und Südamerika weitgehend unbekannt sei. In Deutschland leiden laut Statistik 29 Prozent der Bevölkerung unter Sodbrennen, einige gelegentlich, andere häufig und nur mit Medikamenten zu behandeln. Neuerdings seien auch vermehrt Frauen davon betroffen, erklärte Rösch. Zu den Faktoren, die Reflux auslösen oder begünstigen, gehörten Übergewicht, fette und schwer verdauliche Mahlzeiten, der Genuss von hochprozentigem Alkohol und nicht zuletzt Stress. Rösch erläuterte, dass sich zwischen Magen und Speiseröhre eine Art Dichtung befinde. Leiere der Schließmuskel aus, könne Magensäure in die Speiseröhre zurückfließen und sie auf Dauer angreifen, was zu Entzündungen und im schlimmsten Fall zu Krebs führen kann.

    Magensäure sei so aggressiv, dass sie sogar Rasierklingen innerhalb von zwanzig Minuten zersetzen kann. Respiratorische Symptome, die auf Reflux hindeuten und eine fortschreitende Schädigung der Speiseröhre zur Folge haben können, seien etwa morgendliche Heiserkeit, häufiges Räuspern, Hüsteln und Asthma. US-Wissenschaftler empfehlen laut Rösch neben Gewichtsreduktion, fette Speisen und Alkohol zu meiden, frühestens drei Stunden nach dem Essen zu Bett zu gehen, den Kopf zehn bis 20 Zentimeter hoch zu lagern und stets auf der linken Körperseite einzuschlafen. Auch eine Tasse Kamillen- oder Rotbuschtee am Abend soll lindernd wirken. Ein anderes Hausmittel sei ein Glas roher Kartoffelsaft täglich. Um die Säurebelastung der Speiseröhre zu reduzieren, gebe es sowohl medikamentöse als auch operative Behandlungsmethoden. Bei selten auftretendem Sodbrennen helfen frei verkäufliche säure-neutralisierende Mittel. Intensivere Beschwerden sollten laut Rösch immer von einem Arzt untersucht werden, um Herzprobleme oder andere Ursachen auszuschließen. Dann würden meist H2-Blocker oder Protonenpumpenblocker verschrieben. Seiner Erfahrung nach sind chirurgische Korrekturen des Verschlusses zwischen Magen und Speiseröhre nicht nur sehr teuer (ein Eingriff koste rund 12000 Euro), sondern auch keine Garantie für Beschwerdefreiheit. Da statistisch gesehen zehn Prozent der unter Speiseröhrenentzündung Leidenden Speiseröhrenkrebs entwickeln, wurde von Ärzten und Medien im Jahre 2000 die Aktion 'Alarmzeichen Sodbrennen' ins Leben gerufen. i Weitere Informationen gibt es im Internet unter www. ruhr-uni-bochum. de und unter www. alarmzeichen-sodbrennen. de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden