Kaufbeuren | fro | "Das Dach war undicht, es regnete rein und die Balken waren kaputt. Außerdem bröckelte schon die Fassade", erzählt Peter Hanke. Er ist einer von acht Bürgern die zur Eigentümergemeinschaft des etwa 1905 gebauten Hauses Nummer sechs in der Hauberrisserstraße gehören. Im Jahr 2006 begann die Renovierung der denkmalgeschützten Jugendstilvilla - trotz der vielen Eigentümer.
In großen Eigentümergemeinschaften gebe es sonst eher Probleme, meint Hausverwalterin Birgit Theel. "Es ist kompliziert, so viele Leute unter einen Hut zu bringen", bestätigt Werner Fehr von der Unteren Denkmalschutzbehörde. Zumal das Gebäude denkmalgeschützt ist und dementsprechend Auflagen bei einer Renovierung zu beachten sind.
Das Haus war in den 1970er-Jahren nach dem damaligen Baustil umgebaut worden. Statt vier Wohnungen bekam es acht, die als Eigentum verkauft wurden. Obendrein verschwanden Gitter, Klingeln und Briefkästen, das komplette Treppenhaus wurde herausgerissen. Stattdessen kamen Glasbausteine in den Flur und geleimte Holztüren vor die Wohnungen. Im Laufe der Zeit verfiel das Dach, die Fassade verblasste. Doch als Theel die Hausverwaltung 2006 übernahm, wollte sie den Zustand des Hauses so nicht hinnehmen.
"Es gab zwar anfangs Gegenstimmen, doch wenn eine Renovierung stattfinden sollte, dann richtig", erklärt Theel. Das überzeugte die Eigentümer und sie votierten einstimmig für die Wiederherstellung des Gebäudes.
"Das ist ein tolles Engagement und auch ein Verdienst der Hausverwalterin", lobt Fehr. So wurde ein Jahr später mit der Arbeit begonnen und das Dach mit dem Erker und dem Schaugiebel auf den Traufseiten sowie der Eingangsbereich in Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) renoviert, erläutert Architekt Klaus Ehrhard. Das Amt ließ auch einen bauzeitlichen Befund vornehmen, wonach heuer die Fassade in "Ockertönung mit dunkelgrünen Fenstern" gestrichen wurde. Daneben wurden Details und Reliefs, die fehlten, achtsam erneuert.

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"Wir wollten eine stimmige Gesamterscheinung", so Ehrhard. Zudem wurden ästhetische Auflagen für Mieter und Vermieter gemacht und dabei beispielsweise Satellitenschüsseln von den Balkonen verbannt.
Das kürzlich vorgestellte Ergebnis, die Jugendstilfassade, überzeugt die Besitzer: "Von außen ist es wirklich schön", sagt Hauke. Für Markus Steger ist es ein "Denkmal in meinem Sinne". Ob allerdings die Renovierung des Treppenhauses auch so unproblematisch wird, bleibt offen. Immerhin stünde dafür auch ein Zuschuss des BLfD in Aussicht, erklärte Theel.