Kaufbeuren | mab | Besorgniserregend niedrig ist für Dr. Christian Kulke von der Praxis für Radiologie und Nuklearmedizin Kaufbeuren die Resonanz der weiblichen Bevölkerung auf das bundesweite "Mammographie Screening Programm": "Weniger als 50 Prozent der angeschriebenen Frauen nehmen nur noch in unserem Bereich daran teil." Dabei kann bei dieser Vorsorgeuntersuchung Brustkrebs in einem recht frühen Stadium erkannt werden. In dem Programm werden alle Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren angeschrieben. Das Ganze geschieht zentral von München aus, die Daten stammen aus dem Einwohnermelderegister. Den Frauen wird dann, egal ob gesetzlich oder privat versichert, eine Röntgenuntersuchung der Brust im Abstand von zwei Jahren (entsprechend der internationalen Empfehlung) angeboten. Die Kosten dafür werden von den Krankenkassen vollständig übernommen (inklusive Praxisgebühr).
Die Untersuchung findet entweder in dafür qualifizierten und zugelassenen Praxen oder in Spezialbussen statt, die jeweils in den Städten und Ortschaften Station machen. Die Praxis für Radiologie, die von mehreren Fachärzten betrieben wird, ist zuständig für den Raum Kaufbeuren und seine nähere Umgebung. In der Einladung wird den Frauen von der Zentrale in München ein fester Untersuchungszeitpunkt und Untersuchungsort genannt. "Trotzdem ist es auch problemlos möglich, durch einen Anruf in München den Termin und Ort frei zu wählen". Frauen, die bisher noch nicht eingeladen worden sind, können jederzeit in der Zentrale einen Termin beantragen. In immerhin 1,2 Prozent der Fälle wird durch diese Untersuchung ein Brustkrebs entdeckt. Kulke weist deshalb auf die Bedeutung der Untersuchung hin, die lebensrettend sein könne, da frühzeitig entdeckte kleine Tumore meistens sehr gut zu behandeln sind. Es gebe aber auch Kritik an dem Verfahren: Bei kräftigem Brustgewebe ist die Mammographie eingeschränkt zu beurteilen und Tumore könnten nicht sichtbar sein. "Das kann man aber durch eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung wieder ausgleichen. Wobei dieses wichtige Verfahren beim Mammographie-Screening leider nur zur Abklärung eines auffälligen Befundes, nicht bei kräftigem Brustgewebe vorgesehen ist", erläutert der Radiologe weiter. Außerdem gibt es bei der Untersuchung keinen persönlichen Arztkontakt.
30 Prozent nie beim Frauenarzt
Dr. Ferdinand Bauer ist in der Praxis für die Beurteilung der Screening-Aufnahmen zuständig. Voraussetzung für seine Zulassung ist neben jährlichen praktischen Prüfungen und entsprechender Geräteausstattung, das Befunden von mehr als 5000 Mammographien pro Jahr. "Durch das Screening-Programm haben wir herausgefunden, dass etwa 30 Prozent der Frauen in dem angesprochenen Alter gar nicht zum Frauenarzt gehen." Er hofft deshalb, dass durch das Programm zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Das Auffinden von bislang unerkannten Tumoren - und dass Frauen angeregt werden, einen Frauenarzt aufzusuchen. Denn alleine das könne für die Gesundheit sehr wichtig sein. "Und natürlich wäre es wichtig, dass möglichst viele Frauen zu der Untersuchung kommen."
Die Teilnahme an dem Früherkennungsprogramm für Brustkrebs ist kostenlos. Informationen zu dem Programm oder Terminvereinbarungen gibt es über die Zentralstelle München unter Telefon (01805) 180908.