Nestlé Internationaler Nahrungsmittel-Konzern gibt grünes Licht für Investition von mehr als 100 Millionen Euro">

Artikel: Eine neue Fabrik versorgt Babys in aller Welt

11. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Nestlé Internationaler Nahrungsmittel-Konzern gibt grünes Licht für Investition von mehr als 100 Millionen Euro

Biessenhofen/Marktoberdorf | vit | Isis ist in der Mythologie Ägyptens so etwas wie die Göttermutter. Beim irdischen Nestlé-Konzern steht Isis für das Gesamtkonzept für Babynahrung. Und wenn dieser Mutterkonzern nun ein neues, mehr als 100 Millionen teures "Baby" für Säuglingsnahrung gebiert, so wird das Projekt "Horus" getauft - so hieß der Sohn der Isis, der bei den Ägyptern der Herr der vier Winde war.

Horus zieht nun vom Nil an die Wertach: Dort, so hat nun die Nestlé-Zentrale in der Schweiz entschieden, entsteht ein neues Werk für hypoallergene Säuglingsnahrung. Mit Horus, so Werksleiter Thomas Seibert, wandelt sich Nestlé in Biessenhofen endgültig vom lokalen Milchwerk zu einem internationalen Technologie-Zentrum für spezialisierte Kindernahrung. Nebeneffekt: Das Werk mit 600 Beschäftigten aus der Region zwischen Marktoberdorf und Kaufbeuren dürfte durch die Investition langfristig gesichert sein. Denn in der Vergangenheit stand das Werk immer wieder auf dem Prüfstand. Die Milchviehalter der Region bedauern allerdings, dass Nestlé die Milchlieferverträge gekündigt hat. Die Liefergenossenschaft, der auch viele Marktoberdorfer Bauern angehören, liefern nun an die Champignon-Käserei.

Sehr erfreut über die Investition ist Biessenhofens Bürgermeister Wolfgang Eurisch. Noch sein Vorgänger Erwin Fahr leitete die rechtlichen Voraussetzungen für die Erweiterung in die Wege. Gemeinde, Landratsamt und Planungsbüro setzten alles daran, den Bebauungsplan flott in die Gänge zu bringen.

Projektleiter kennt Werk seit vielen Jahren

Nun liegen Bebauungsplan und Investitionszusage vor. Auch die ersten Bagger sind angerückt. Doch die heimische Baufirma erstellt noch nicht den Neubau, sondern zunächst die begleitende Infrastruktur: Parkplätze und Lkw-Zufahrt. Richtig los geht es Ende März. Ab dann werden Gebäude mit 22400 Quadratmetern Nutzfläche erstellt.

Für das Gesamtvorhaben hat Alexander Schleif die Projektleitung. Er kennt das Werk seit sechs Jahren und leitete verschiedene Abteilungen. Nun steht er vor einer gewaltigen Herausforderung, bei der er von seiner "emotionalen Bindung" an das Werk und der Kenntnis der Ansprechpartner profitiert. Denn in Biessenhofen wird nicht einfach erweitert: "Wir bauen eine komplett neue Fabrik in das Stammwerk ein." Rund 60 Prozent der Kosten fließen in die Technik. Kernelemente sind eine neue Hydrolyse und der Sprühturm. Die Verarbeitung der Rohstoffe für die Babynahrung erfolge künftig noch schonender als bisher, so Schleif.

Der Zeitplan sieht vor, dass der Neubau Ende März beginnt. Im Sommer erfolgt der Bau des Rohwarenlagers, ab Herbst entsteht die neue Verpackungshalle. Bis Mai 2010 soll die Anlage installiert sein. Nach Testläufen und Einweisung der Mitarbeiter wird die neue Anlage voraussichtlich im November 2010 ans Stammwerk übergeben. Statt 13500 Tonnen hypoallergener Babynahrung können dann 28000 Tonnen pro Jahr produziert werden. Schon jetzt liefert Nestlé weltweit 16 Millionen Packungen Babynahrung aus Biessenhofen.

Bleiben werden in Biessenhofen die bestehenden Produktionszweige für Thomy-Saucen, Alete Breis, klinische Trinknahrung sowie Nescafé Xpress. Wie man die frei werdenden Hallen künftig nutzt, ist noch offen.