Von Claudia Benz Kempten - Einmal Präsident am Landgericht Kempten werden - das war einst der Traum von Edgar Vavra. Ein Traum, der sich im Mai 2001 erfüllte. Nach dreieinhalb Jahren verlässt der Präsident jetzt Kempten und übernimmt im November das Landgericht Traunstein. Ein schmerzlicher Abschied, meint der Mann, dessen große Leidenschaft dem Laufen gehört, doch eine große Verantwortung. 'Aber eine neue Aufgabe setzt auch neue Energie frei' - davon ist Edgar Vavra überzeugt, wenn er heute, an seinem 60. Geburtstag, zurück- und vor allem vorausblickt. Das Landgericht in Kempten zu übernehmen, ja, das sei sein Traum gewesen. 'Das war kein Lippenbekenntnis' damals vor dreieinhalb Jahren, das, so Vavra, habe er ernst gemeint. Warum dann mit 60, wenn andere an den Ruhstand denken, noch eine neue Aufgabe? Vielleicht, so der Vater dreier Kinder, weil er nicht zum alten Eisen gehören will. Vielleicht auch, weil es für ihn stets wichtig war, Neues anzupacken. Gerade auf die unterschiedlichen Stationen in seinem Berufsleben (vom Richter am Amtsgericht über Staatsanwalt, Pressereferat, Referent des Justiz-Staatssekretärs, Vorsitzender des Zivilsenats am Oberlandesgericht bis zum Präsidenten des Landgerichts) ist Edgar Vavra besonders stolz. Und ein wenig stolz ist er darauf, dass er für die Position in Traunstein auserwählt wurde. Über 100 Richter werden ihm dort unterstehen, fünf Amtsgerichten wird er vorgesetzt sein, eines der größten bayerischen Landgerichte sei Traunstein.
Eine große Verantwortung komme da auf ihn zu, die er mit jenem Führungsstil anpacken will, den er in Kempten gepflegt habe: Offenheit, Vertrauen und Teamgeist. Mit den Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen, sei ihm wichtig. So hat sich der Chef am Landgericht zu Beginn seiner Amtszeit in Kempten vorgenommen, alle rund 100 Angehörige seines Gerichts binnen vier Wochen mit Namen zu kennen. Bis auf eine Ausnahme habe er dies geschafft. Gelungen sei es auch, die Justiz ein Stück weiter nach außen zu öffnen. Die geplante Auflösung von Amtsgerichten sieht der Landgerichtspräsident deshalb als ein Stück Verlust von Bürgernähe. Auch wenn es dafür im Einzelfall sachliche Gründe gebe. Einsparungen und mehr Aufgaben würden es nicht leicht machen, zu motivieren. Die Kemptener Justizmitarbeiter freilich seien sich der Bedeutung ihrer Aufgabe bewusst. Teamgeist präge die Arbeit der Behörde, mache den guten Ruf der Justiz in der Allgäu-Metropole aus. Noch einen anderen - guten - Ruf hat die Justiz Kempten, seitdem Edgar Vavra unter den strengen Blicken der Fürstäbte in der historischen Residenz residiert: Sie zählt zu den sportlichsten Behörden. Denn Vavra hat mit seiner Begeisterung für das Laufen viele angesteckt. Und manch einer, lacht der Mann, der wöchentlich 30 Kilometer joggt, laufe ihm jetzt davon. Das werde er sicher ebenso vermissen wie den Gemeinschaftsgeist an der Behörde. Doch eines ist für Edgar Vavra, der seinen Stützpunkt Oberstdorf beibehalten will, sicher: Zu seiner ersten Liebe, dem Allgäu, werde er immer wieder zurückkehren.