Oberallgäu | Von Ulrich Weigel: "Eine Nacht zum Träumen: Jesus, der Retter ist da"

27. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
charly h·pfl

Kirche - Christen feiern Weihnachten mit festlichen Gottesdiensten - Frohe Botschaft vom Neuanfang und der Liebe Gottes

"Christ der Retter ist da" - diese Botschaft aus dem gewiss bekanntesten Weihnachtslied "Stille Nacht" klang an Weihnachten wohl durch alle Kirchen. Dort feierten die Gläubigen die Geburt Jesu mit festlichen Christmetten und Gottesdiensten. Mit den Worten "Jesus, der Retter ist da" endete auch die Predigt von Wertachs Pfarrer Franz J. Reiner in der Christmette am Heiligen Abend: "Weihnachten ist ein Traum. Mehr noch, ein neuer Anfang, strahlend, himmlisch."

In dieser Nacht zum Träumen sei die Geburt Jesu nach all den Krisen und Skandalen der vergangenen Wochen endlich eine gute Botschaft, sagte der katholische Pfarrer: Mit ihm als Lichtblick könnten die Menschen aus dem Dunkeln herauskommen. Reiner erinnerte an ein Bild Rembrandts, das meisterhaft zeige, wie Jesus Licht ins Leben bringt. Auf dem Gemälde strahlt alles Licht von der Krippe, von dem kleinen Kind aus. Je näher ihm die Menschen kommen, desto heller sind ihre Gesichter.

Rembrandts Botschaft ist für Reiner eine Einladung: Die Menschen sollen Gott näher treten, sich ins Licht trauen. Sie würden nicht ausgetrickst, sondern angestrahlt, kämen zum Leuchten.

Zugleich machte der Seelsorger deutlich, dass diese Nacht in Betlehem kein Megaspektakel, kein Event sei: "Gott kommt als Kind, er ist nicht groß da, nicht überwältigend, nicht befehlend." Wer ihn in seinem Leben haben wolle, müsse die offene, bejahende Rolle der Mutter oder des Vaters übernehmen: "Du bist mein Kind, meine Freude, meine Hoffnung."

"Lindert Not auf Erden"

"Gebt und helft, wo ihr es könnt, und lindert Not auf Erden; so macht ihr Gottes Willen wahr", sagte Immenstadts evangelischer Pfarrer Johannes Goldhahn bei der Christvesper. Er erinnerte an die Weihnachtsgeschichten der Evangelisten.

Lukas Erzählung von der Geburt im Stall gehöre zum christlichen Kulturgut, bewege die Menschen noch immer. Zur gemütlichen Atmosphäre, so Goldhahn, verhelfe der Evangelist Lukas, wenn er vom Kind in der Krippe schreibe, vom himmlischen Leuchten und dem Gesang der Engel. Dagegen nenne Matthäus die Machtbesessenheit des Königs Herodes, der seine Soldaten nach Bethlehem schickt, um dem neugeborenen König zu töten. Dort sei die Rede von der Flucht, um das Leben des Kindes zu retten. Goldhahn: "Bei Matthäus steht Weihnachten schon unter dem Schatten des Kreuzes." Bei Lukas sei die Geburt Jesu ein Ereignis der Freude und des Singens, des Lichtes und der friedlichen Stimmung.

Menschen in einem armen Land allerdings hörten die Weihnachtsgeschichte des Lukas ganz sicher anders, so Goldhahn: "Als Botschaft von der Liebe Gottes, die sie vielleicht viel eher ersehnen als wir in der Fülle an materiellen und sentimentalen Gütern". Doch die Botschaft Gottes gehöre auch denen, denen es besser gehe, die immer noch genug haben und die die Liebe Gottes doch in gleicher Weise brauchen.