Singapur | Von Olivia Gippner: Eine Metropole und ihre vielen Gesichter

7. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Tagebuch (4) - Kaufbeurerin berichtet von ihrem Studium in Singapur

Auf den internationalen Flughäfen dieser Welt kann man Menschen aus allen Erdteilen treffen. So auch am Flughafen Changi in Singapur. Inder und Chinesen, Europäer und Japaner checken ein, verabschieden sich von ihren Lieben, warten. Wenn man dann in die MRT (die Singapurer U-Bahn) einsteigt, fällt allerdings langsam auf, dass sich das Bild nicht verändern wird. Singapur ist multikulturell, und fast nirgendwo leben verschiedene Kulturen und Religionen so friedlich miteinander.

Das war jedoch nicht immer so. Einer der Gründe für die Spaltung Malayas in die souveränen Staaten Singapur und Malaysia war die große Konzentration der ethnischen Chinesen im südlichen Inselstaat, deren Dominanz von den Malays gefürchtet wurde. In den sechziger Jahren war das noch unentwickelte Singapur wiederholt mit Rassenkonflikten konfrontiert. Unter dem wohl bekanntesten Singapurer, Premierminister Lee Kuan Yew (nach dem meine Uni benannt ist), wurde eine neue Wohnungspolitik eingeführt. Die sogennanten HDBs, vom Staat finanzierte und attraktive Hochhausbauten, wurden einer ethnischen Quote folgend vermietet und verkauft.

Unabhängig von der Wohngegend müssen die HDBs im Durchschnitt zu 70 Prozent von Chinesen, zu 15 Prozent von Malays und zu 15 Prozent von Indern und Zugewanderten aus anderen Regionen der Welt belegt werden. Was dem deutschen Gefühl nach viel zu geplant und rigide klingt, scheint jedoch zu funktionieren. In meiner ersten Woche in Singapur besuchten wir eine solche Wohnsiedlung. Perfekt angebunden, ist dort alles großzügig den Bedürfnissen der Bewohner angepasst.

Schließlich erlaubt einem die Multikulturalität des Stadtstaates ab und zu, dem geordneten und vielleicht zu sauberen klassischen Singapur zu entfliehen.

Nachdem ich drei Jahre lang in Malta gelebt habe, brauche ich ab und zu etwas Chaos: Dafür nehme ich den Bus und fahre in die Gebiete des Malayischen Viertels, China Town und vor allem Little India. Hier scheinen die strikten Verkehrsregelungen des Stadtzentrums noch nicht angekommen zu sein und hier kann ich mich im Gedränge auf den Straßen und im 24-Stunden-Einkaufszentrum Mustafa treiben lassen. Und mich daran freuen, dass ich als Ausländerin in Singapur ganz gut ins Bild passe.