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Eine Kaskade für die Wertach

Kaufbeuren

Eine Kaskade für die Wertach

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    In den 1950er Jahren waren in der Wertach bei Kaufbeuren noch des Öfteren Badende zu sehen. Von diesen Zuständen ist der Fluss heute weit entfernt. Die Wasserqualität ist nicht gut genug. Doch immerhin können sich die Fische langsam wohlfühlen. Denn unterhalb der Eisenbahnbrücke bei Hirschzell ließ das Wasserwirtschaftsamt Kempten (WWA) eine Kaskade, also eine felsige Abstufung, bauen: "Das ist eine Bereicherung für die Natur und den Menschen", meint Flussmeister Gerhard Mayer.

    Von der Staumauer am Bärensee fließt die Wertach nach der Abzweigung des Mühlbaches eher spärlich über eine Fischtreppe weiter nach Norden. Unter der Hirschzeller Eisenbahnbrücke ging es dann zu beiden Seiten eines massiven Stützpfeilers als dünne Gerinne über eine große Stufe in das viel zu große Flussbett darunter weiter. Das kennzeichnete lange Jahre die Wertach: Die biologische Durchgängigkeit war durch Wehre, Schwellen oder Abstürze nicht gegeben, was Fischen und Kleinstlebewesen den Lebensraum nahm und auch die Wasserqualität beeinträchtigte. Diesen Zustand wollte das WWA ändern, indem es den Absturz auf einer Seite der Brücke in eine Kaskade umgestalten ließ.

    Damit kommt die Behörde auch einer EU-Wasserrichtlinie nach. Dabei sollen die Flüsse ganzheitlich gesehen und von der Quelle bis zur Mündung für Fische komplett durchgängig gemacht sowie die Uferbereiche aufgewertet werden - und damit auch der ökologische Zustand der Wertach im Stadtbereich, erläutert Mayer. Die etwa 43000 Euro teure Baumaßnahme wurde nun nach winterbedingten Verzögerungen fertig. 55 Tonnen Steine und 60 Quadratmeter Beton wurden verbaut, um eine kaskadenförmige Fischtreppe unterhalb des linksseitigen Absturzes zu schaffen. Dabei wurde vor der Brücke eine Leiteinrichtung zur Wasserführung gebaut. Die Kaskade ist unregelmäßig abgestuft, damit Strömungs- und Ruhebereiche entstehen. Dadurch können Fische flussaufwärts schwimmen. Zudem entstanden Kiesbänke an und unterhalb der Kaskade.

    Zwei weitere Effekte bewirke der Bau obendrein: Die Wertach werde mit Sauerstoff angereichert, was die Vielzahl des Lebens von Flora und Fauna anrege. "Außerdem gewinnt der Fluss eine soziale Funktion", so Mayer. Denn ein Fluss mit Kiesbänken, wie sie nun entstanden sind, locke Menschen an die Wertach.

    Damit entstanden 2006 an der Wasserkraftanlage Leinau, 2009 am Hirschzeller Wehr und nun mit der Kaskade an der Bahnbrücke drei Fischtreppen bei Kaufbeuren, die den Fluss aufwerten. Zwei weitere Vorhaben sind in Planung, die die Durchgängigkeit noch weiter erhöhen sollen, berichtet Mayer: So will das WWA in Zusammenarbeit mit einem Privatbesitzer einen Querbau bei Pforzen und mit dem Energieversorger VWEW die Staumauer am Bärensee durchgängig machen. (fro)

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