Von Benigna Kasztner, Kaufbeuren - Im Garten steht ein Tippi. Darin brennt ein Lagerfeuer, um das herum sich eine außergewöhnliche Gesellschaft versammelt hat. Einige der Anwesenden tragen indianische Gewänder, ein Mann fällt durch wilde Gesichtsbemalung auf. Aus dem Feuer steigt Rauch auf und hüllt die Menschen in dichten Nebel. 'Ich bin schon ganz gespannt,' sagt die neunjährige Elisabeth Fahrni zur Indianerhochzeit ihrer Oma. Nicht nur sie ist gespannt auf den Ablauf der Zeremonie. Denn das Ritual der Trauung wurde geheimgehalten. Die Hochzeitsgesellschaft ist groß. Einige kennen das Brautpaar, Hildegard Pohl und Karl Müller, nur entfernt, möchten aber einmal eine indianische Hochzeit miterleben. Erst gibt es ein großes Kuchenbuffet. Dann endlich geht es los. Alle Anwesenden versammeln sich um das Lagerfeuer und schauen gespannt auf das Brautpaar: Der Mann mit dem bemalten Gesicht schwingt nun solange eine Feder über dem Feuer, bis das Brautpaar vollends in eine Wolke aus Rauch gehüllt ist. Anschließend werden Texte auf Englisch und Deutsch verlesen. Sie beinhalten den Dank an Gott für Liebe und Freude in der Vergangenheit und die Bitte, das Brautpaar auch in Zukunft zu schützen. Die zwei Hauptpersonen tauschen die Ringe als sichtbares Zeichen des geschlossenen Bundes und einen Kuss, der von lauten Indianerrufen begleitet wird. Als die Zeremonie abgeschlossen ist, werden auch die übrigen Freunde und Verwandte nach indianischem Brauch durch den Rauch gereinigt. Ein Zug an einer langen handgeschnitzten Pfeife bekundet die Freundschaft zwischen den Anwesenden. Mit einem original texanischen Essen klingt der Abend aus. Diese Indianerhochzeit fand am vergangenen Samstag in der Gifthütte in Kaufbeuren statt. Organisator und auch derjenige, der die indianische Trauung vollzog, ist Anton Schmidt. Der Wirt fährt seit rund 20 Jahren regelmäßig nach Oklahoma, um den Indianerstamm zu besuchen, der ihn inzwischen sogar aufgenommen hat. Als 'Dratago' - das bedeutet: der Adler der fliegt, um seine Jungen zu ernähren - wurde er durch eine indianische Zeremonie Mitglied der Kiowa-Apachen. 'Ich erhielt von meinen indianischen Freunden den Auftrag, die indianische Kultur zu verbreiten,' so Schmidt. Er fügt hinzu: 'Ich möchte auch Schamane werden, aber das dauert noch viele Jahre.'
Etwas Eigenes und Ausgefallenes Weitere vier Freunde sind inzwischen ebenfalls in den Stamm aufgenommen worden. 'Wir fühlen uns mit Ihnen verbunden', meint Michael Gerum, der mit dem indianischen Namen 'Betasetena' betraut wurde. Übersetzt heißt diese Bezeichnung 'Messermann' und ergab sich aus seinem Hobby: dem Schnitzen. Auch das Brautpaar fühlt sich der indianischen Kultur verbunden. 'Ich war zwar noch nie in Amerika', sagt der Bräutigam, 'Aber ich habe fest vor, auch Mitglied eines Indianerstammes zu werden'. Er kam auf die Idee, in einer indianischen Zeremonie getraut zu werden. 'Meine Familie wollte, dass wir offiziell heiraten,' so der Bräutigam. Um dem Wunsch der Familie nachzukommen und trotzdem etwas Eigenes und Ausgefallenes zu machen, entstand der Gedanke an eine indianische Hochzeit. Obwohl diese jedoch von keiner Institution anerkannt wird, sagt er: 'Standesamtlich heiraten wollen wir nicht'. Seine indianische Frau, Hildegard Pohl, entgegnet nach der Trauungszeremonie strahlend: ' Ich fühle mich aber trotzdem richtig verheiratet'.