Von Ingrid Grohe|Westallgäu/OberschwabenIm Lindenberger Kunstverlag Josef Fink ist ein außergewöhnliches Heimatbuch erschienen. Es beschreibt die Region Oberschwaben anhand seiner Menschen und seiner Bräuche, die sich von denen des Westallgäus nicht so sehr unterscheiden. Autor ist Josef Reischmann aus Bad Wurzach. Der ehemalige Redakteur einer schwäbischen Tageszeitung hat Artikel zu dem Band 'Menschenskinder - Notizen aus Oberschwaben' zusammengetragen. Die begleitenden Bilder in schwarzweiß stammen zum großen Teil von Uli Gresser und Rupert Leser.
Einen Landstrich beschreibt man am Besten anhand der Menschen, die ihn bewohnen. In seiner Arbeit als Redakteur hat Josef Reischmann viele Frauen und Männer getroffen, um sie zu portraitieren.
Unter den im Buch zusammengestellten 64 Texten finden sich die Geschichten einer Nonne, die in Namibia eine neue Heimat gefunden hat, eines Arbeitslosen, der als Schilderpräger seine eigene Firma aufbaut, eines Hausmeisters, der sich um ein Schloss kümmert, und eines Wurstverkäufers am Fußballplatz.
Blutritt und Blaskapelle
Reischmann taucht punktuell in die Vergangenheit ein, um Entwicklungen zu verdeutlichen. So hört er einem alten Wagner ebenso zu wie einem modernen Flugzeugbauer. Er schaut sich Traditionen wie Blutritt oder Blasmusik an und interessiert sich für aktuelle politische oder religiöse Initiativen: etwa den Protest gegen den Irakkrieg oder die Weltjugendtagsbewegung.

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Dabei beweist der Journalist ein feines Gespür für außergewöhnliche und berührende Situationen: Wenn etwa ein gemischtkonfessionelles Paar die Gnadenhochzeit in der Basilika in Weingarten feiert - 70 Jahre, nachdem die Liebenden sich allen Unkenrunfen zum Trotz - 'des hebt it', wurde prophezeit - an derselben Stelle das Ja-Wort gaben. 'Menschenskinder' ist ein anregendes Lesebuch. Es zeugt von Heimatliebe. Diese Heimatliebe aber hat den Blick nicht getrübt sondern geschärft und bedarf keiner Beschönigung.
'Menschenskinder - Notizen aus Oberschwaben' ist im Kunstverlag Josef Fink erschienen. Das Buch im Format DIN A 4 hat 272 Seiten und über 170 Schwarz/Weiß-Fotos. Es kostet 20 Euro.