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Eine Großfamilie sucht dringend Lehrstellen

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Eine Großfamilie sucht dringend Lehrstellen

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    Eine Großfamilie sucht dringend Lehrstellen
    Eine Großfamilie sucht dringend Lehrstellen

    Von Sabine Beck|KemptenDie Waschmaschine läuft bei ihnen sechs bis sieben Mal am Tag und der riesige amerikanische Kühlschrank wäre durchaus für einen mittleren Gastronomiebetrieb geeignet. Und wenn Tanja Westfall kocht, reicht das Essen fast für eine ganze Kompanie. Muss es auch. Schließlich haben Tanja und Albert Westfall zehn Kinder. Acht von ihnen wohnen noch daheim. Und wiederum zwei davon bereiten den Eltern derzeit Kopfzerbrechen: Albert, 17, und Robert, 15. Allerdings nicht, weil die beiden besonders schwierig wären. Sondern weil sie einfach keine Lehrstelle finden.

    Mit vier Kindern siedelten Albert und Tanja Westfall 1993 aus Russland nach Kempten über. Die anderen sechs kamen dann nach und nach. 'Große Sprünge kann man da natürlich nicht machen', sagt der Vater und fügt schmunzelnd hinzu: 'Wie das Meer riecht, wissen wir nicht. Das Freibad muss reichen.'

    Rund 2000 Euro verdient der Chemiewerker netto, dazu kommen knapp 200 Euro Wohngeld und rund 1300 Euro Kindergeld. Davon sei gerade einmal die Wohnung bezahlt. 'Viel Geld kosten auch die Schulsachen für die Kinder', sagt Albert Westfall. In aller Regel komme die Familie mit dem Geld, das ihr zur Verfügung steht, zwar gerade so aus: 'Aber bei größeren Anschaffungen wie jetzt dem neuen Kühlschrank rutscht man ins Minus. Und da kommt man ganz schwer wieder heraus.' Umso wichtiger sei es, dass die Söhne Albert und Robert jetzt Lehrstellen finden.

    Taschengeld durch Ferienjobs

    Sobald Zeit ist, fährt der Chemiewerker mit seinem Sohn Albert von Firma zu Firma und fragt persönlich nach, ob ein Lehrling gebraucht werde. Diverse Bewerbungen hat Albert, der gerade die Berufsschule im Bereich Metalltechnik absolviert hat, ebenfalls geschrieben - bislang ohne Erfolg. Und auch Robert ist nach seinem Quali in diesem Jahr noch nicht fündig geworden auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Auch der 15-Jährige würde gerne in Richtung Metalltechnik gehen. 'Aber Hauptsache, ich bekomme überhaupt eine Lehrstelle', sagt Robert und sein älterer Bruder nickt dazu: 'Wir wollen ja unbedingt arbeiten, aber es klappt einfach nicht mit der Lehre.' Während der Ferien wollen beide mit kleinen Jobs dazuverdienen. Für die Familie und für sich selbst. Denn Taschengeld, sagt Vater Albert, ist bei so vielen Kindern nicht drin.

    Während Robert bereits einen Platz für das Berufsvorbereitungsjahr an der Berufsschule hat, muss Albert möglichst schnell eine Lehrstelle finden. Denn sonst steht bald der Gang zur Arbeitsagentur an. 'Das ist für uns aber die letzte Möglichkeit', sagt sein Vater. Als er nach Deutschland kam, sei er selbst einige Monate arbeitslos gewesen und erinnert sich: 'Das war kein schönes Gefühl.' Seinem Sohn würde er das gerne ersparen.

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