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Eine Gemeinde im Mittelalter-Fieber

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Eine Gemeinde im Mittelalter-Fieber

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    Von Alfred Bickel, 'Königin Hildegard schenkte dem Kloster Ottobeuren ein Gut zu Haldenwang mit Börwang, Angerhof und Wengen mit den auf ihnen sitzenden edlen und unedlen Familien.' So lautete die Kunde des hochgeachteten 'Haldiwancer Magistratsvorstehers' Antonius Kotz zum Beginn der historischen Tage. Die Urkunde des Jahres 1152 bildet die Grundlage für die 850-Jahr-Feier der Gemeinde. Klotz rief deshalb für Samstag und Sonntag 'ein groß' Feier' aus, man stelle Müh' und Schaffen für zwei Tage ein und gönne sich 'ungetrübtes Vergnügen'. Speis' und Trank sollen Mann, Weib und Kind zum Wohl gereichen. 'Umtrunk und Völlerey' seien an zwei Tagen ohne Straf', so die Befreiung von Klotz. Mit donnernden Salutschüssen unterstrichen die Hopferbacher Böllerschützen den Beginn der Festtage. Ein buntes Volk fand sich an den vergangenen zwei Tagen auf den Wegen und Plätzen im Ort ein. Bauern, reisende Musikanten und Sänger, die Musikkapelle Haldenwang, Gaukler und fahrendes Volk gaben ihr Bestes. Nicht zurückstehen wollten die zahlreichen Küchen mit überlieferten Gaumenfreuden und Getränken. 'Wehret den bösen Träumen' - verhießen mit Runen und Heilsteinen weise Frauen. Sein Glück machen konnte jedermann bei der Prägung eines Erinnerungstalers zum 850-jährigen Jubiläum.

    Ohne einen saftigen Muskelkater wird der Prägemeister an der historischen Spindelpresse kaum davonkommen. Lagerfeuer-Romantik erlebten Klein und Groß beim Backen von 'Stockbrot' am offenen Feuer der Pfaffenhofener Schützen. Armbrustschießen und Lagerfeuer bei den Hildegardis-Schützen aus Kempten und 'Speerwerfen auf die Sau' bei der Haldenwanger Jägerschaft lockte viele Besucher. Altes Handwerk zeigten der Schmied, der Zimmerer und der Holzbildhauer. Die Landwirtschaft repräsentierten der Schäfer, der Imker, der Bauer und die 'armen Huber' mit ihren Geißen. Sogar zum gestrigen Festgottesdienst kamen die Haldenwanger in ihren historischen Gewändern. Dabei gut anzusehen die Standesunterschiede der damaligen Zeit. Für 240 Kinder der Volksschule Haldenwang war das historische Spiel - verfasst von Rektor Hubertus Kretschmer - der Höhepunkt ihrer 'Reise in die Vergangenheit': Zwei Gelehrte erzählten in Reimen aus der Vor- und Frühgeschichte des Allgäus. Leibhaftig standen römische Legionäre auf der Bühne, Missionare verbreiteten ihre Botschaft im Land und schließlich tauchten die ersten Bewohner der Burgen Wagegg und 'Haldiwanc' auf. Zurückversetzt ins Jahr 1152 wurde dem Ottobeurer Abt Isingrim eine Bestätigung seines Besitzes von Haldenwang und Börwang übergeben. Nicht minder war die Freude den Mitwirkenden aus Vereinen und Organisationen der Gemeinde anzumerken, die für zwei Tage in historische Kleider schlüpften. Nur Petrus war nicht ganz wohlgesonnen, als er am Samstag viele Liter Regen ausschüttete. Der Spielfreude der Teilnehmer aus Haldenwang und Börwang tat dies aber keinen Abbruch. Fotos: Erika Bachmann Alfred Bickel

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