Hörnerbahn-Bergstation des Architektenduos Angelika Blüml/Klaus Noichl ausgezeichnet Von Katharina Schwendinger Oberstdorf Was für ein gigantischer Anblick, staunt ein Gast am Schwabenhaus, als er auf die gegen-überliegende Hörnerbahnstation in Bolsterlang blickt. Er ist beeindruckt von der neuen Seilbahn, die sich so schön in die Landschaft einschmiegt. Dies fand auch die Jury des schwäbischen Architekturpreises 2002, die das Bauwerk der Architekten Klaus Noichl und Angelika Blüml aus Oberstdorf unter die prämierten Arbeiten des Thomas-Wechs-Preises wählte. Wer einen Einblick in die Arbeiten der beiden Bau-Künstler haben möchte, sollte unbedingt am Freitag, 14. Juni, in die Oberstdorfer Villa Jauss schauen, da hier die Ergebnisse aller Preisträger ausgestellt werden. Wie zum Beispiel das ebenfalls ausgezeichnete Bürogebäude von Wilhelm Huber (Betzigau) oder das Wohnhaus Koch von Christian Stadtmüller (Kaufbeuren). Drei Tage bleibt die Ausstellung hier, erzählt Klaus Noichl. Dann gehen die Exponate auf Wanderschaft durch ganz Schwaben. Die Auszeichnung hat der 41-jährige Architekt und seine Frau Angelika Blüml (39) für die Hörnerbahn in Bolsterlang ergattert. Und das beileibe nicht zum ersten Mal: Für ihr Allgäu-Haus gewannen die Zwei den ersten Preis. Für die Planung einer Seilbahn-Station ausgezeichnet zu werden, sei ungewöhnlich, sagt Blüml. Wenn man an Bauwerke denkt, kommen einem eher Museen oder Wohnhäuser in den Sinn, weniger eine Bergbahn-Konstruktion in luftiger Höhe von 1530 Metern. Doch die eingereichte Arbeit überzeugte die Jury laut Noichl durch ihre ortstypische Bauweise und ihr Bemühen, der Landschaft gerecht zu werden.
Und das an einem Ort, an dem vorher eine alte Sesselbahn aus den 60er Jahren nebst schmuckloser Holzhütte ihr trostloses Dasein fristete. Um Platz für den Lift zu schaffen, hatten die damaligen Betreiber einen Ausschnitt aus dem Gipfelgrat sprengen lassen. Diese künstliche Scharte war bis nach Sonthofen zu sehen, weiß Noichl. Die jetzt komplett neu errichtete Hörnerbahn-Bergstation füllt nun diese vorher schmucklose und ins Landschaftsbild klaffenden Lücke. Das Relief des Grates ist damit wieder hergestellt. Die alten Gebäude von Talstation und Mittelstation erhielten die beiden Architekten, passten sie jedoch der neuen Technik an und installierten eine Sechser-Kabinenbahn. Die Gegend komme so doppelt zur Geltung, meint Bäuml, sowohl durch den markanten, sich jedoch in die Landschaft einschmiegenden Baukörper der Seilbahnstation, als auch durch die umliegende, imposante Bergkulisse. Die neue Seilbahn entspricht auch der Bauphilosophie von Thomas Wechs (1893-1970), einem Hindelanger, nach dem der Preis benannt wurde. Wechs, in Augsburg bedeutender Kirchenbaumeister, forderte eine zweckmäßige, ästhetisch ansprechende und traditionsgebundene Architektur, soweit sie dem Fortschritt nicht im Wege ist. Dass die Konstruktion der Hörnerbahn nicht nur den Touristen am Schwabenhaus gefällt, sondern auch auffällt, spricht für die Überzeugungen des Oberstdorfer Architektenehepaars. Jedem Gast soll schon beim Ausstieg ein visuell-schönes Urlaubserlebnis geboten werden. Die Ausstellung mit den prämierten Arbeiten und den Preisträgern des Thomas-Wechs-Preises ist von 14. bis 16. Juni jeweils von 16 bis 19 Uhr in der Villa Jauss in Oberstdorf zu sehen.