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"Eine ganz verteufelte Sache"

Buchloe

"Eine ganz verteufelte Sache"

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    "Alkohol ist eine ganz verteufelte Sache." Josef H. sprach diesen Satz mit Inbrunst. Und aus Erfahrung. Der 63-Jährige ist in der Vergangenheit selbst in die Abhängigkeit geraten. "Ganz schleichend", wie er betonte. Mittlerweile ist er seit mehreren Jahren trocken, gründete gar eine Selbsthilfegruppe für Suchtkranke in Buchloe. Bis dahin war es jedoch ein langer und erschreckender Kampf. Alkoholikertreffen, Rückschritte, schließlich eine Entgiftungskur. "Ein Einfamilienhaus" habe er in den knapp 30 Jahren seiner Alkohol- und Zigarettensucht verprasst, rechnete er vor. Es ist eine Geschichte, die auch Josef Schweinberger bewegte. Und so lud der Bürgermeister den Dillishausener zu der jüngsten Jungbürgerversammlung ins Café Morizz ein, damit dieser von seinen Erfahrungen berichtet.

    "Bei offiziellen Veranstaltungen haben wir Riesenprobleme mit Alkohol - und zwar nicht mit dem, der ausgeschenkt wird, sondern mit dem, den die Leute selber mitbringen", erklärte Schweinberger über den Hintergrund der Einladung. Er warnte vor allem vor der "Gefahr des Hochprozentigen". Denn: "Ich möchte nicht eines Tages in der Zeitung lesen: 14-Jähriger in Buchloe mit x Promille aufgefunden."

    Doch nicht nur der übermäßige Konsum sei besorgniserregend, betonte der Gast. "Wenn man bedenkt, dass über 80 Prozent der Straftaten von Jugendlichen unter Alkoholeinfluss passieren, muss man sich Gedanken machen."

    Die Vorbildfunktion der Vereine mahnte Kreisjugendpfleger Erich Nieberle vom Landratsamt Ostallgäu an. "Gerade nach Fußballspielen kommt schnell die Mass Bier auf den Tisch." Das Jugendamt plane, sich fortan im Vorfeld von Festen bereits stärker zu engagieren. "Wir wollen da einfach mitgehört werden."

    Das größte Problem sei, betonte ein Mädchen, dass Jugendliche Alkohol bekämen, wenn sie das unbedingt wollen. "Oft kaufen ihn Ältere und geben ihn dann weiter." Diese Personen gelte es zu erwischen, konterte Bürgermeister Schweinberger. "Die müssen zahlen. Und das muss sich rumsprechen." Ein anderer Jugendlicher kritisierte explizit einen Verbrauchermarkt in Buchloe (siehe Nachgefragt). "Die Damen an der Kasse kontrollieren das Alter oft sehr willkürlich", so der Vorwurf.

    Wie es denn mit der Zuständigkeit für den Immlepark aussehe, wollte ein junger Mann wissen. Gerade im Sommer werde dort bis spät in die Nacht getrunken, was oft mit großem Lärm verbunden sei. "Die Polizei sagt, das wäre Sache des Ordnungsamtes. Das Ordnungsamt sagt, das wäre eine Sache der Polizei", berichtete er. Die Zuständigkeit sei in diesem Fall eindeutig geregelt, antwortete Schweinberger: "Im Immlepark gilt ein absolutes Alkoholverbot. Dessen Vollzug ist Sache der Polizei." (drs)

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