Von unserem Redaktionsmitglied Freddy Schissler Altusried - London, Wien, Paris oder Berlin. Es ist schon ein paar Jahre her, als sie auf den Bühnen der dortigen Opernhäuser stand. Es ist schon ein paar Jahre her, als der prasselnde Applaus eines über tausendköpfigen Publikums auch ihr galt, der Opernsängerin Hildegard Schwab-Heichele. Das grelle Scheinwerferlicht traf sie mitten ins Gesicht, und sie genoss diese Momente. Natürlich. Wer giert nicht nach jenem Ruhm, der das Brot ist jeden Künstlers? Welcher Musiker ist nicht vom Ehrgeiz getrieben, möglichst beliebt zu sein und möglichst steil die Karriereleiter hinaufzusteigen?Hildegard Schwab-Heichele machte sich auf den Weg auf dieser Leiter, blieb aber eines Tages auf einer Sprosse stehen. Sie entschied sich für eine Familie ? und damit gegen eine mögliche große Karriere als Sängerin. Drei Kinder statt tausendfacher Fangemeinde. Ein Familienmanager-Posten statt berühmter Opern-Diva. Und dennoch scheint die 58-Jährige wie maßgeschneidert für unsere kleine Serie, die Frauen in den Mittelpunkt rückt, die ihr Leben lang Rückgrat, Durchsetzungsvermögen und Führungsqualitäten bewiesen haben. Hildegard Schwab-Heichele gelang dies als Mutter, als Sängerin (denn sie stand trotz der Kinder noch einige Jahre auf der Bühne), als Leiterin einer Musikschule und als Theater-Regisseurin.'Natürlich hat man es als Frau nicht immer leicht', sagt Hildegard Schwab-Heichele. Sie beteuert aber auch: 'Ich war nie eine große Anhängerin von Alice Schwarzer.' Dieser Satz soll dem Gesprächspartner signalisieren, dass ihm keine ausgesprochene Kämpferin für Frauenangelegenheiten gegenübersitzt, die in jeder Lebenslage um ihre Emanzipation fürchtet. Das nicht. Und doch weiß sie, dass gerade im künstlerischen Bereich die Gleichberechtigung der Frau erst in den letzten Jahren in die Gänge gekommen ist. Beispiel deutsche Theaterhäuser.
'Sehr schwere Arbeit''Früher', sagt sie, 'waren die Posten des Intendanten ausschließlich Männern vorbehalten.' Inzwischen sei dies anders, und sie braucht nicht lange, um eine Hand voll Beispiele zu nennen. Auch Mannheim ist dabei, dort, wo ihr Ehemann Ulrich Schwab vor wenigen Monaten den Intendanten-Stuhl räumte und in den Ruhestand ging. Seine Nachfolge als Generalintendant übernahm eine Frau ? Regula Gerber. Hildegard Schwab-Heichele sind Einrichtungen wie Frauenhäuser wichtig, auch, dass Frauen in exponierten Positionen denken und lenken. Und sie ist sich sicher: 'Wenn man als Frau etwas kann, hat man auch die Möglichkeit, sich durchzusetzen.'Das muss sie als Leiterin einer Musikschule tun. Diese Aufgabe kommt auch als Regisseurin auf sie zu. Im Altusrieder Theaterkästle stemmte sie zuletzt die Inszenierung der Dreigroschenoper, und wenn sie an die monatelange Arbeit zurückdenkt, gesteht sie: 'Das war eine riesige, sehr schwere Arbeit für mich.' Sie gab den Ton an, sie musste den Weg weisen, auf dem die anderen zu schreiten hatten. Auch die Männer. Am Ende ist alles gut gegangen und die Premiere mit großem Applaus bedacht worden. Eine gelungene Inszenierung, mit einer Frau an der Spitze. Das ist keine Seltenheit mehr, Gott sei Dank.