Von Stefan Binzer Isny - Wie so oft im Leben, liegt auch bei dieser Geschichte der Antrieb bei einer Frau: Der junge Arist Dethleffs aus Isny war als Vertreter der väterlichen Peitschenfabrik in den 30-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts viel unterwegs. Seiner Verlobten Fridel dauerten die Trennungszeiten zu lang. Weshalb sie davon träumte, ihren Arist in einer Art Zigeunerwagen durch die Lande zu begleiten. Der verliebte Junior-Chef fertigte sofort Skizzen an von einem Wohnauto: der Caravan war geboren. Heute - 75 Jahre nachdem Fridel mit ihrem Wunsch das neue Produkt im wahrsten Sinne des Wortes auf den Weg gebracht hatte - ist Dethleffs Europas größter Wohnmobil-Hersteller. Die Wurzeln der Firma Dethleffs gehen im württembergischen Allgäu auf das Jahr 1832 zurück. Damals hatte ein Vorfahr von Arist eine Peitschenfabrik gegründet. Weil die Geschäfte in der bäuerlich geprägten Gegend gut liefen, wurde 1872 in Isny eine zweite Peitschenfabrik gegründet. Als der Wintertourismus aufkam, setzte Arists Vater 1923 zusätzlich auf Skistöcke.1931 dann der Wunsch von Fridel nach einem Wohnwagen. Bald darauf die Jungfernfahrt. Das Gespann sorgt überall für Aufsehen - und Nachfrage. Ab 1934 werden bereits Caravans auf Bestellung gebaut. 1936 arbeiten schon sechs Mitarbeiter nur noch für den 'Dethleffs Wohnautobau'. Der Zweite Weltkrieg bremst die Caravan-Herstellung. Stattdessen werden Sanitätsschlitten gebaut, 1945 die Produktion sogar auf Möbel umgestellt.
Seit 1983 Hymer Alleinbesitzer 1948 erfolgt die Wiederaufnahme des Caravan-Baus. 1961 präsentiert Dethleffs den ersten Toilettenraum im Wagen. Zehn Jahre später übernehmen Thrun und Eicker die Firma. 1973 zieht Dethleffs vom Ortszentrum in eine neues Werk am Stadtrand mit 12 000 Quadratmetern Produktionsfläche um. 1980 steigt Konkurrent Erwin Hymer (Bad Waldsee) ein und wird 1983 alleiniger Besitzer.1996 stirbt Arist Dethleffs im Alter von 88 Jahren in Isny. 2001 entsteht eine neue Produktionshalle und eine neue Lackiererei. 2003 die erneute Vergrößerung des Werkes. 2006 schließlich erweitert sich in Isny die Verwaltung mit einem neuen Gebäude und in Neustadt (Sachsen) entsteht ein zweites Produktionswerk. Im Jubiläumsjahr steht Dethleffs so gut da, wie noch nie. Während die Wohnwagen-Branche im ersten Quartal Einbußen um die zwölf Prozent beklagt, liefert Dethleffs eine Rekordzahl nach der anderen. So belief sich der Umsatz mit den Freizeitfahrzeugen im März auf 37 Millionen Euro (im bisherigen Rekordjahr 2005 lag dieser Wert bei 30,5 Millionen Euro). Im Zeitraum September 2005 bis März 2006 erwirtschaftete Dethleffs einen Umsatz von 178 Millionen Euro und somit ein Plus von 17,7 Prozent gegenüber dem Vergleichzeitraum 2004/2005. Geschäftsführer Thoma Fritz freut sich, dass nicht nur 'unser seit Jahren wachsendes Reisemobilgeschäft wachsen konnte, sondern auch das Caravan-geschäft sehr gut angezogen hat.'
'Vergiss' die Peitsche nicht''Wenn Du zum Weibe gehst, vergiss' die Peitsche nicht!'. Dieses Zitat des Philosophen Friedrich Nietzsche galt nicht für Arist Dethleffs, obwohl er ja hätte aus dem Vollen schöpfen können. Aber auch seine Nachfolger sind dem weiblichen Geschlecht sehr wohlgesonnen. So hat der 'Freund der Familie' (Firmenslogan) sogar ein eigenes 'Frauenmobil' kreiert, bei dessen Ausstattung viele Damen mitwirkten. Damit wollte das Unternehmen weiblichen Klagen begegnen, wonach den Caravans anzumerken sei, dass sie von Männern entwickelt worden sind. Fridel wäre begeistert gewesen!