Von Barbara Hell|BetzigauErschöpft, aber fröhlich grinsend legt der elfjährige Klaus Wüst aus Lorsch die Schaufel aus der Hand. Von Kopf bis Fuß ist er mit Mörtelbatzen übersät, was der Junge einfach herrlich findet: 'Ist das schön, so schmutzig zu sein.' Einen Tag lang galt der ganze Eifer des Kindes und seiner Familie der Burgruine Schöneberg. Bei der Sanierung der Mauerreste halfen die Urlauber kräftig mit.
Seit Anfang August sind Dr. Joachim Zeune, Leiter des Büros für Burgenforschung, und Mitarbeiter einer Baufirma dabei, die Burgreste freizulegen und zu stabilisieren. Von der erstmals 1400 urkundlich erwähnten Turmburg südlich von Betzigau steht nur noch eine gut elf Meter breite und 3,5 Meter hohe Mauer. Sie war bisher von drei großen und vielen kleineren Bäumen verdeckt, Wurzeln hielten die Steine zusammen. Im Rahmen eines Leader-Plus-Projekts wird das kulturhistorisch interessante Burgenobjekt für 25 000 Euro für die Nachwelt erhalten.
Dieser Aspekt war auch für Hubert Jörg, auf dessen Grundstück die Burgruine steht, ausschlaggebend, in die Sanierung einzuwilligen - auch wenn dadurch die Besucherfrequenz auf seinem Bauernhof nebenan wächst. Für den Landwirt ist es aber wichtig, dieses Stück Heimat in die Zukunft hinüberzuretten. So half er auch kräftig mit, als es darum ging, die Bäume zu fällen. Jetzt ist nicht nur der Blick auf die Mauer frei, sondern
auch der Ausblick von der Burgruine aus auf die Umgebung grandios.
Den genoss auch die Familie Wüst, die ein ganz besonderes Angebot annahm: Sanierer Dr. Joachim Zeune hatte Interessierte dazu eingeladen, bei seiner 'Erlebnisbaustelle' mitzuarbeiten. Vater Bernhard Wüst, ein Burgenfan und gerade auf Urlaub am Bodensee, las davon in einer Burgen-Fachzeitschrift und beschloss spontan, mit Ehefrau und seinen zwei Kindern nach Betzigau zu fahren. Einen Tag lang putzte das Quartett Steine, mischte Mörtel und ließ sich von Dr. Zeune darüber informieren, wie man möglichst nah an den mittelalterlichen Bauweisen Burgreste stabilisiert.
'Einfach faszinierend' fand Bernhard Wüst, im Alltag Versicherungskaufmann, die Burgruine als eine 'Symbiose von Stein und Natur'. Wer vom 'Bazillus' der Burgenliebe befallen sei wie er und seine Familie, dem habe der Tag 'Aktivurlaub' einfach gut getan.